Fladenbrot und Bier im Weserstrand

■ Taz-Kneipentour I: Gemütlichkeit am Woltmershauser Ende der Welt

Mensch muß schon extra in die Woltmershauser Wildnis radeln (oder sonstwie hinkommen), um diese Kneipe zu finden. Die ist nämlich dort am Deich versteckt in einer kleinbürgerlichen Reihenhaussiedlung, wo solch eine Kneipe kaum vermutet wird. Deshalb ist sie bislang ein „Insider -Tip“ (trotzdem oft gerammelt voll). Im Weserstand kann mensch sich ein sehr gutes Fladenbrot mit Curryhuhn zu zivilem Preis kommen lassen (reicht locker für zwei!). Nur ist dann Vorsicht geboten, daß nichts von dieser Köstlichkeit auf eines der Spiele tropft, die zum Charakter dieser Kneipe gehören: Es liegen ungefähr 100 davon aus. Außerdem gibt es Dart-Scheiben, Tischfußball und Flipper.

Das Ganze ist über drei Räume verteilt. Das Ambiente ist nicht gerade schick, im hinteren Zimmer (da, wo „gedartet“ werden kann) aber überaus gemütlich, jedenfalls für die, die's schlicht mögen. Tische und Stühle sind aus etwas altertümlichem Holz gezimmert, eignen sich aber gut, um an ihnen zu schlemmen und zu spielen. Im Sommer gibt's außerdem die Möglichkeit, draußen zu sitzen. Für diejenigen, die Woltmershausen bisher nur als „lands end“ kennen, stellt diese Kneipe sicherlich eine angenehme Überraschung dar. Ob mensch nun schnacken oder spielen möchte, gute Chancen, einen interessanten oder witzigen Abend rauszuschinden, bestehen hier allemal. Und das umso mehr, als die Preise sich unterhalb der Schmerzgrenze - auch für StudentInnen - bewegen: kleines Bier gibts für einsachtzig, großes für dreifuffzig, Hefeweizen kostet vier Mark, Kristall dreifuffzig. Es kommt allerdings darauf an, welchen Sitzplatz mensch sich ergattert, denn im Eingangsbereich ist es herzlich zugig und etwas ungemütlich. Aber „Lieblingsplätze“ sind spätestens beim zweiten Besuch gefunden. Auch das Bonbonglas an der Theke, aus dem mensch Lakritz direkt und lose beziehen kann, übt einen besonderen Reiz aus. Glücklicherweise ist es dort nicht so schick wie in einigen „Szenekneipen“ im Viertel, und auch noch möglich, einfach und ungeschniegelt zu erscheinen, ohne schief angeguckt zu werden. Biere und Weine werden bis tief in die Nacht in reicher Auswahl angeboten. Also: Weserstrand, Am Westerdeich 100 (Bus, Linie 24 bis Duntzestr.). Matthias Hartwich