Faßbender, weitermachen!

Gute Nachrichten: Der Bundesligafußball bleibt in der „Sportschau“ und deren Qualität ist den Zuschauern egal  ■  P R E S S - S C H L A G

Natürlich konnten die Väter und Mütter des Grundgesetzes in dem ganzen Trubel damals nicht an alles denken, weshalb beispielweise das Recht auf Arbeit irgendwie unter den Tisch gefallen ist; aber mit ein bißchen Weitblick hätte sich doch manche Irritation von heute vermeiden lassen, indem einfach Artikel Soundsoviel mit dem Zusatz versehen worden wäre: „Jeder Deutsche hat ein Recht auf Sportschau.“

Wäre es denn nicht ganz praktisch zu wissen, daß mit dem Anschluß nach Artikel 23 nicht nur die Staatbürgerschaft der DDR wegfällt sondern auch alle DDR-Sportsendungen gleich mit? Müßte dann nur noch das Bundesverfassungsgericht den Zeitpunkt 18 Uhr festschreiben, und alles wäre geritzt!

Weil wir Deutschen in dieser Frage sowieso nicht mit uns spaßen lassen. Warum auch: Käme der Papst vielleicht auf die Idee, seinen urbi et orbi an Pfingsten in Mailand zum Besten zu geben? Es gibt einfach Regularien im Leben die Sinn machen und eine vernünftige Ordnung schaffen: Samstags um sechs ruft niemand an, lädt niemand zum Essen uswusf. Letzter Fixpunkt in einer sich durch flexible Arbeitszeiten und veränderten Landenschluß auflösenden Woche von sieben Tagen.

Vergangenes Jahr aber drohte plötzlich auch diese Bastion geschliffen zu werden. Der Deutsche Fußball Bund (DFB) verkaufte, oh Geldgier, sich und uns für drei Jahre und 135 Millionen an die Ufa, von wo aus die Rechte nach langem Gezerre - ach, war das aufregend - halbe/halbe zwischen ARD (23,5 Mio. 1989) und RTL (???) aufgeteilt wurden - der Kelch war an der Sportschau noch einmal vorbeigegangen.

Wobei, auch das gibt es, in hohem Maße Volkes Wille berücksichtigt wurde: 92 Prozent der Fans, so fand das Gewis -Institut jetzt heraus, lehnen Fußball exklusiv bei den Privaten ab. Und alles andere (Form, Inhalt) ist uns, jawohl: scheißegal. Was wir wollen ist möglichst schnell möglichst viele Tore, so sieht's aus.

Also ganz schnell jetzt die gute Nachricht: Alles bleibt nicht nur wie's ist, besser noch - alles wird wie's führer war. Ziemlich wahrscheinlich jedenfalls. Weil RTL die Faxen dicke hat. Weil sich z.B. vorgestern 7,41 Millionen von uns trotz allem Gerubbel und Gerate und Gewinnspiel nicht zum zeitgleichen „Anpfiff“ (am Samstag: 1,10 Mio.) haben rüberlocken lassen. Ha, da hat der Konsument glatt seine Freiheit genutzt und die Kräfte des Marktes in Bewegung gesetzt: Kein Zuschauer, kein Werbegeld, keine Sendung.

Kurzes Aufbegehren von RTL vor Monatsfrist: 30 Millionen für die alleinigen Rechte, aber Fritze Klein hat für die ARD sofort 31 gebrüllt - der Mann hat Format! - und außerdem steht die Ufa beim DFB im Wort bzgl. „flächendeckend“. Helmut Thoma, Programmchef von RTL, hat das im Vorjahr schon mal anklingen lassen: So wie in dieser Saison ginge es nimmer weiter, weshalb das Szenario, welches Ufa -Geschäftsführer Bernd Schiphorst „bis zum Ende des Monats gern unter Dach und Fach“ hätte, schon deutliche Konturen zeigt: Die „Sportschau“ kriegt den Fußball vom Samstag, RTL den vom Freitag, und um ein wöchentliches Live-Spiel dürfen sich die beiden großen Privaten balgen.

Womit wieder einmal gezeigt wäre, daß Rückschritt auch Fortschritt sein kann. Und weil, auch das hat die 'Sports' -Umfrage ergeben, die „Qualität der Berichte nachrangig ist“, können alle in eine frohe Zukunft blicken: Faßbender, weitermachen! Potofski, ab ins Frühstücksfernsehen!

Herr Thömmes