Wenn achtzehn eine Reise tun ...

■ 14 Tage Tamra: Bremer Jugendliche erleben das Leben einer arabischen Gemeinde in Israel

Bei den meisten war es Neugier, gepaart mit dem Wunsch, die Ferien oder den Urlaub möglichst sinnvoll zu verbringen. Am 1. April starteten achtzehn BremerInnen per Flieger nach Tamra, einer arabischen Gemeinde in Israel, ungefähr 20 Kilometer von der Hafenstadt Haifa entfernt. Der Bremer Landesjugendring hatte den zweiwöchigen Trip organisiert, für die örtliche Durchführung war die Freundschaftsgesellschaft Tamra-Bremen zuständig. Seit 1982 gibt es die Kontakte zwischen der Hansestadt und dem 20.000 -Seelen Städtchen. Nach ihrer Rückkehr hatten die TeilnehmerInnen ihr eigenes, lebhaftes Bild vom palästinensischen Leben in Israel, von der Intifada und den Israelis.

Besonders nah waren die Bremer dem arabischen Leben in Israel bei ihren Gastfamilien. Die Freundschaftsgesellschaft hatte private Quartiere vermittelt, die Gäste wurden in den Familien

versorgt und herumgereicht, und das zur Zeit des Ramadan. Bei einem vollen Programm mit Tagestouren auf die Golanhöhen und nach Jerusalem und in langen Gesprächen mit offiziellen isralischen Kommunal-und palästinensischen Politiker informierten sich die BremerInnen aus erster Hand. Dabei überraschte sie vor allem die Militarisierung des Alltagslebens. „Die sitzen da im Freibad in Badehose und haben einen Colt umgeschnallt“, erzählte Thomas Colberg (31) einen seiner Eindrücke.

Die Intifada - so lautet der Tenor aus den Gastfamilien werde von fast allen Palästinensern als Möglichkeit begrüßt, sich den Israelis in den besetzten Gebieten zu verweigern. Die Bremer Gäste waren erstaunt darüber, wie „extrem gemäßigt“ die Palästinenser in Israel angesichts ihrer Situation noch wären. „Ich hätte hier viel mehr potentielle Terroristen erwartet“, meinte der

18-jährige Nils Grede. Jedes palästinensische Dorf bekommt beispielsweise nur ein Viertel des Geldes, das einem entsprechend großen israelischen aus der Staatskasse zur Verfügung gestellt wird. Restriktionen beherrschen den Alltag: Von der Baugenehmigung bis zum Landkauf werde den Palästinensern das Leben bürokratiswch erschwert oder gar unmöglich gemacht.

Der Besuch ergab kein einheitliches Bild: Der 29-jährige Holger Zorn beispielsweise glaubt nach seinem Besuch, daß sich die „Juden für eine Herrenrasse“ halten, andere konnten ihr vorgefertigtes Israel-Palästina-Bild korrigieren. Oliver Bischoff (17) findet es nach seinem Besuch noch viel schwieriger, zu einem Urteil über die dortigen Konflikte zu gelangen. „Je mehr man dort an Ort und Stelle sieht, umso schwieriger wird das Bild, das hier durch die Medien geistert.“ Der böse Palästinenser gegen den guten Is

raeli, das passe ebensowenig wie die These von der jüdischen Herrenrasse.

Vom Diskobesuch mit Gesprächen israelischer Jugendlicher bis zum Ausflug in das Zeltdorf eines Beduienenstammes und orientalischen Geschichten um ein Lagerfeuer reichte die Programmpalette der vierzehntägigen Visite. Und immer dann, wenn das radebrechende bis flüssige Englisch nicht mehr ausreichte, sprangen die beiden Dolmetscher Fuad und Salah in die Bresche. Die permanente Kriegssituation zwischen Israel und Palästinensern wurde den Bremer Gästen nie so deutlich wie am tag ihres Rückflugs: „Woher kommen Sie“, fragte der Sicherheitsoffizier am Flughafen. Vier Stunden lang wurde jedes einzelne Gespäckstück der Gruppe gefilzt, auseinandergenommen und mit der Lupe untersucht, die Jugendlichen einzeln befragt und jeder Film erst einmal beschlagnahmt. ma