De Klerk verschafft sich schwarze Basis

Südafrikas Präsident wird Allianz mit der Zulu-Organisation Inkatha eingehen / Als Block wollen Inkatha-Chef Buthelezi und die Nationale Partei in Verhandlungen auf den ANC Druck ausüben / Zulu-Führer mit Angebot geködert, bestimmte Apartheidsgesetze abzuschafffen  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Eine Annäherung zwischen der konservativen Zulu-Organisation Inkatha und Südafrikas regierender Nationalen Partei (NP) wird zu einer formellen politischen Allianz führen. Das bestätigten Sprecher beider Parteien am Wochenende, nachdem Präsident Frederick de Klerk letzte Woche angekündigt hatte, daß seine Partei sich aktiv um politische Allianzpartner bemühen werde.

Inkatha ist die wohl größte schwarze politische Organisation nach dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC). Durch eine Zusammenarbeit hoffen Inkatha-Präsident und Zulu -Führer Mangosuthu Buthelezi und de Klerk wohl, bei Verhandlungen über die Zukunft Südafrikas dem ANC eine starke konservative Alternative gegenüberstellen zu können.

Oscar Dhlomo, Generalsekretär von Inkatha, bestätigte, daß die Politik der beiden Parteien sich annähere. „Inkatha sucht politische Allianzen und die NP auch“, sagte er. Die NP komme besonders die Absichterklärung de Klerks, die wichtigsten Apartheidgesetze abschaffen zu wollen, als Allianzpartner in Frage. „Wenn sie das tun, eröffnet das die Möglichkeit einer Allianz mit Inkatha und anderen Parteien, die sich zu einem demokratischen Mehrparteiensystem bekennen“, sagte Dhlomo.

De Klerks Ankündigung letzte Woche, daß er schon jetzt, also noch vor Beginn formeller Verhandlungen über Südafrikas Zukunft, die sogenannten „Säulen der Apartheid“ abschaffen oder abändern will, wird als Zugeständnis an Inkatha interpretiert. Offenbar ist es der NP besonders wichtig, nicht ohne schwarze Verbündete mit dem ANC und anderen Organisationen verhandeln zu müssen.

Mitglieder der NP betonten, daß es schon wichtige Kontakte mit Inkatha gegeben habe. Nach Zeitungsberichten trafen die beiden Organisationen sich am 20. Februar. Weitere Gespräche sind für den 7. Mai geplant - wenige nach den ersten formellen Gesprächen zwischen der Regierung und dem ANC. Buthelezi ist schon seit Jahren ein vehementer Gegner des ANC. Andere Führer der Homelands, der Reservate für Schwarze, haben sich in den letzten Wochen andererseits eher dem ANC zugewandt.

Eine Annäherung zeichnet sich auch auf der persönlichen Ebene ab. Buthelezi und de Klerk haben offenbar erheblichen Respekt für einander. Und politische Modelle, die unter Aufsicht Buthelezis für die Provinz Natal entwickelt wurden, werden von der weißen Regierung als beispielhaft für zukünftige Strukturen auf landesweiter Ebene betrachtet.

Die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Inkatha könnte auch wichtige Auswirkungen auf die blutigen Konflikte zwischen Inkatha-Mitgliedern und Anhängern des ANC in der Provinz Natal haben. Der ANC wirft der Polizei und dem Militär schon seit Jahren vor, auf seiten Inkathas in den Konflikt, der seit 1987 mehr als 3.000 Menschenleben gefordert hat, eingegriffen zu haben. Regierungssprecher haben andererseits die Neutralität von Polizei und Militär beim Versuch, die Gefechte zu kontrollieren, wiederholt beteuert.

Wenn es sich aber bei Inkatha formell um einen Verbündeten der Regierung handelt, wird die Regierung von de Klerk die linke Opposition kaum von ihrer Neutralität überzeugen können.