Konzertiert für Gleichberechtigung

■ Bundesfamilienministerin Lehr lud zur ersten Bundeskonferenz / Special guest: DDR-Kollegin Christa Schmidt

Bonn (taz) - Auf der ersten bundesweiten Gleichberechtigungskonferenz gab die Bundesfrauenministerin Ursula Lehr gestern in Bonn zu, daß sich in der Gleichberechtigungsfrage ein „Konfliktpotential“ ansammele.

Aus diesem Grund hatte die „Konzertierte Aktion Gleichberechtigung“ vor allem VertreterInnen von Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen, Medien und Wohlfahrtsverbänden zu dieser eintägigen Konferenz eingeladen, die für die Umsetzung der Gleichstellungspolitik in ihren Verbänden mitverantwortlich sind. Schwerpunktthemen waren: ein neues Verständnis von Arbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Ausbau von Frauenförderungsmaßnahmen.

Die kurzfristig eingeflogene neue DDR-Frauen- und Familienministerin Christa Schmidt (CDU) mußte sich der Frage stellen, ob sie zum Beispiel das in der DDR bestehende Recht auf staatliche Kinderbetreuung in das vereinigte Deutschland hinüberretten wollte. Den Anspruch wolle sie zwar erhalten, meinte die Ministerin. Je tiefer sie allerdings in ihr neues Amt einsteige, desto mehr Zwänge sehe sie. So könne sie noch nicht sagen, zu welchen Kompromissen sie sich „hinreißen“ lassen werde. Von der Fristenregelung beim Abtreibungsgesetz in der DDR wolle sie allerdings keinen Deut abweichen, erklärte Christa Schmidt. Über solche und andere Fragen wird sie morgen mit ihrer Kollegin Lehr in Ost-Berlin beraten.

Am Freitag findet im Bundestag die erste Lesung des Gesetzentwurfs „Zur Verbesserung der Gleichbehandlung von Männern und Frauen am Arbeitsplatz“ statt. Dazu meinte auf der gestrigen Konferenz bereits der Hauptgeschäftsführer der „Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände“, Fritz -Heinz Himmelreich, die Wirtschaft halte weitere gesetzliche Maßnahmen zur Realisierung der Chancengleichheit nicht für erforderlich und den Gesetzentwurf zur Gleichbehandlung am Arbeitsplatz daher „für überflüssig“.

bg