Sprecher der Grünen für ein Deutschland in der Nato

Der Fraktionssprecher der Grünen, Willi Hoss, plädiert für ein Verbleib eines vereinigten Deutschlands in der Nato: besser als ein deutscher Armee-Oberbefehl  ■  Aus Bonn Gerd Nowakowski

Der Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, Willi Hoss, hat sich für ein übergangsweises Verbleiben eines vereinigten Deutschlands in der Nato ausgesprochen. Angesichts der europäischen Entwicklung nannte Hoss es in einem Gespräch mit der taz „unerträglich“, daß die Partei kürzlich ihr „Raus aus der Nato“ bekräftigte. Die Grünen müßten die Frage beantworten, wie angesichts des schnellen Einigungsprozesses die Gefahren, die von einem ökonomisch und militärisch starken Deutschland ausgehen, gebannt werden könnten. Schließlich sei davon auszugehen, daß eine Vereinigung deutlich schneller vollendet werde, als die Abrüstung der beiden deutschen Armeen geschehen kann. Auch eine Auflösung der Nato und der Aufbau eines neuen europäischen Sicherheitssystems werde etliche Jahre in Anspruch nehmen. „Bei der Aussicht eines deutschen Oberbefehls ist die Nato das kleinere Übel“, erklärte Hoss, der auch eine Abgabe von deutscher Souveränität an die EG befürwortet. Auch dies lehnen die Grünen ab, weil die EG zu sehr auf die ökonomischen Interessen der Konzerne ausgerichtet sei. Der zur realpolitischen Strömung zählende Fraktionssprecher wertete die auf dem Hagener Parteitag verabschiedete Präambel zum Bundestagswahlkampf als „akzeptabel“, weil die Ökologie „wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt“ werde. Führende Vertreter der in Hagen unterlegenen Realos hatten dagegen von einem „Griff in die traditionssozialistische Mottenkiste“ gesprochen. Als „gut“ bezeichnete Hoss auch die Resolution zur Ablehnung einer Zusammenarbeit mit der SED-Nachfolgerin PDS. Die Realos waren in Hagen mit ihrer von Hoss selbst vorgetragenen Fassung gescheitert, die die Delegierten als Ausgrenzung der Linken empfanden. Hoss betonte aber, daß die Auseinandersetzungen um die gesamtdeutsche Zukunft der Grünen weitergehen werden. Interview auf Seite 7