Über 10.000 Jugendliche arbeitslos

■ Bundesfamilienministerin finanziert Modellprojekt zur effektiveren Hilfe

Jugendarbeitslosigkeit wird in Bremen derzeit ebensowenig von einer ganzheitlichen Analyse erfaßt wie Ausbildungslosigkeit und ihre sozialen Folgen bzw. deren bildungspolitischen Konsequenzen.

7.200 BremerInnen unter 25 Jahren waren nach der letzten Strukturerhebung von 1988 arbeitslos, davon waren knapp die Hälfte Frauen. Über 1.000 der jugendlichen Arbeitslosen waren bereits länger als ein Jahr ohne Arbeit. Darüber hinaus sind geschätzte 3.600 zwar arbeitslos, aber nicht beim Arbeitsamt gemeldet, weitere 8.000 BremerInnen unter 25 leben von Sozialhilfe, vermutet das Amt für Soziale Dienste. Weitere 2.000 brechen alljährlich ihre Ausbildung ab oder bestehen ihre Prüfung nicht. Leicht rückläufig waren im vergangenen Jahr lediglich die Arbeitslosenzahlen der 20 -25jährigen. Sonst hat sich an dieser Situation wenig verändert.

„Bremen braucht ein Gesamtprogramm gegen Jugendberufsnot“, fordern Katja Barloschky und Paul-Martin Schröder, die beiden MitarbeiterInnen des Bremer Modellprojektes „Verbund gegen Berufsnot“. Das Projekt, von Bundesfamilienministerium und Paritätischem Wohlfahrtsverband finanziert und dem Land Bremen bezuschußt, knüpft an eine seit drei Jahren vom Amt für Soziale Dienste initiierte und koordinierte Diskussion an, die gemeinsam mit den verschiedenen Trägern für die Jugendberufshilfe ein qualitatives Ver

bundsystem entwickeln wird.

Die zahlreichen Maßnahmen für benachteiligte Jugendliche sind bisher nicht aufeinander abgestimmt. Außerdem gibt es kaum trägerübergreifende Debatten oder gar Übereinstimmung über inhaltliche Kriterien oder zukunftsweisende Berufsorientierung. Und da die Träger keineswegs gleichberechtigt kooperieren, ist eine sinnvolle Nutzung der vorhandenen Werkstattkapazitäten bisher auch nicht möglich. Eine der vordringlichsten Forderungen ist deshalb zunächst die nach Erfahrungsaustausch und (auch institutioneller) Auswertung von Projekten und Modellen.

Um die sozial benachteiligten Jugendlichen wirksam bei ihrer Suche nach Arbeits- oder Ausbildungsplatz beraten und unterstützen zu können, müssen nach Meinung der Sozialpädagogen spezielle Methoden entwickelt werden, die sie nach Möglichkeit in ihren unmittelbaren Lebenszusammenhängen ansprechen.

Darin stimmten die VertreterInnen der frei geförderten Bundesjugendplanmodellprojekte überein, die sich gestern zu ihrer Bundestagung in Bremen trafen. Dabei stellte Peter Schruth die Erfahrungen der Westberliner „Jobbörse“ zur Diskussion: Bereitwillig habe das Berliner Arbeitsamt sein Arbeitsvermittlungsmonopol zugunsten der „unerreichbaren“ arbeitslosen Jugendlichen gebrochen. Die Jobbörse vermittelt ihnen Jobs direkt, meistens in Beschäftigungsinitiativen, die

über ökologisch oder gesellschaftlich nützliche Aufträge die Jugendlichen als „Erfüllungs gehilfen“ (per Werkvertrag) beschäftigen. Die flexibel aushandelbaren Verträge enthalten dann auch schon mal stundenweise Fortbildung.

ra