Vergessene Wahrheiten

■ Grüne erinnern an den armenischen Holocaust

75 Jahre ist es her, daß der Völkermord an den Armeniern in der Türkei seinen systematischen Anfang nahm. Ende des Jahres 1915, im Windschatten der Weltkriegsereignisse, konnte das türkische Innenministerium „Erfolg“ vermelden. Das „Armenier-Problem“ im Land am Bosporus war „gelöst“. Ein bis zwei Millionen waren hingerichtet oder in die syrische Wüste deportiert worden, wo sie umkamen. Damals nahmen die Regierungen Europas zwar Notiz von dem Genozid (die deutschen Botschaftsangehörigen erstatteten penibel Bericht), doch sie schwiegen.

Und hierzulande schweigen sie noch immer. Ausdrücklich ermuntert von den Emissären aus der Türkei, die gerne androhen, jede Erwähnung des Völkermordes mit der Stornierung von Rüstungsaufträgen zu ahnden. Fünf Jahre ist es jetzt her, daß die Auseinandersetzung um die Konferenz „Genozid und Holocaust“ in Bremen für helle Aufregung sorgte, als der damalige Bil

dungssenator Franke auf Weisung „von oben“ alle Dokumentationen in den Räumen der Landeszentrale für politische Bildung beschlagnahmen ließ. Windelweich war Franke erst auf massiven türkischen Druck geworden.

Bis heute gilt das Thema als tabu. Das Bremer Parlament hat zwar als einziges in der BRD die Tatsache des Völkermordes anerkannt, dabei aber blieb es. Während in den USA der 24. April ein nationaler Feiertag zum Gedenken an die Ausrottung der christlichen Armenier ist, erinnerten gestern in Bremen einzig die Grünen an die Verbrechen. Gemeinsam mahnten Helga Trüpel, die kulturpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion, der Armenien-Forscher Martin Rooney und der Schriftsteller Edgar Hilsenrath, dessen neuestes Werk „Das Märchen vom letzten Gedanken“ die 2000jährige Geschichte der Armenier zum Thema hat, an die vergessene Wahrheit.

anh