Tarifforderungen vor der Währungsunion

■ HBV und GÖD fordern 100prozentige Einkommenerhöhung

Berlin (taz) - Die sich neu formierenden Branchengewerkschaften der DDR versuchen noch vor Einführung der Währungsunion, durch Tarifforderungen die zu erwartenden Preissteigerungen aufzufangen. Die DDR-Gewerkschaft Öffentliche Dienste (GÖD) und die Westgewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) haben am Montag in Düsseldorf in einer gemeinsamen Stellungnahme ihre Forderungen für die rund 100.000 Beschäftigten bei Banken, Sparkassen und Versicherungen erhoben. Als „Einstieg“ stellen sich die Gewerkschaften zu der inzwischen von der Bundesregierung zugestandenen Eins-zu-eins-Umstellung der Löhne eine Einkommenserhöhung um 100 Prozent vor. Außerdem soll die Wochenarbeitszeit auf 39 Stunden verkürzt werden. Durch Rationalisierungsschutzabkommen, Qualifizierungsmaßnahmen und Kündigungsschutz für alle seit mehr als zehn Jahren Beschäftigte sollen gefährdete Gruppen vor Arbeitslosigkeit bewahrt werden. Die Angestellten in der DDR sollen wie ihre westdeutschen Kollegen Urlaubs- und Weihnachtsgeld erhalten.

Die beiden Gewerkschaften wollen schon im Mai mit den Verhandlungen beginnen. Bundesdeutsche Banken würden vermutlich schon vor Beginn der Währungsunion im Juli ihre Geschäftstätigkeit in der DDR aufnehmen. Deshalb wolle man jetzt „Pflöcke für einheitliche Tarife“ einschlagen. Die 100 -Prozent-Forderung begründeten die Gewerkschaften mit zu erwartenden Preissteigerungen und der Reformbedürftigkeit des DDR-Gehaltssystems, das „Kopfarbeiter“ benachteilige. Die IG Metall will bei einem Treffen mit den neuen Unternehmerverbänden ihre Forderung nach 200 Mark „Subventionszuschlag“ als Ausgleich für die entfallenden Verbrauchsgütersubventionen und eine 50prozentige Erhöhung der Grundlöhne verlangen.

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