Bilder kaputtgequatscht

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(Nichts ist wie es ist, Dienstag, 24.4., 23.30 Uhr, ARD) Olala, köstlich frivol, das Geständnis der Fotografin Ulla Gamiani, die im finnischen Seengebiet ein lesbisches Liebchen an einen Mann verliert, den sie in eifersuchtsmörderischer Absicht auf einer der tausend Inseln aussetzt. Da wird er dann aber von Fischern gerettet, und die Ärmste sitzt am Ende vor Stückern sieben Wodkas auf der Fähre nach Deutschland: düpiert auf der ganzen Linie, während im Spiegel hinter ihr das Liebchen „die Tanzmaus“ spielt und ihren prallen Jeanshintern wiegt. Eine „literarische Filmerzählung“ ist das gewesen, und vor dieser erlesenen Gattungsbezeichnung sollte man auf der Hut sein, denn dahinter verbirgt sich meist eine doppelte Unfähigkeit: zum Buch hat's nicht gereicht, zum Fernsehspiel auch nicht, also wird von Anfang bis Ende aus dem Off „literarisch erzählt“, und den Bildern bleibt nichts Besseres übrig, als den Wortschwall zu illustrieren.

In diesem Fall kommt erschwerend hinzu, daß das Autorenpaar K.H. und Maria Kramberg sich seit Jahren leidenschaftlich im Finnischen aufhält und uns deshalb andauernd erklären will, wie unbeschreiblich die Landschaft riecht und aussieht. Die Sümpfe, sagt Fotografin Ulla aus dem Off, „haben einen Geruch, der nicht zu beschreiben und mit nichts zu vergleichen ist“. Dann aber findet sie minutenlang kein Ende mehr, diesen Geruch vergleichend darzustellen. Sonst freilich beschreibt die Fotografin nur das, was uns die Kamera sowieso fortwährend zeigen muß: wie sich Freundin „Pitz“ bewegt, wie sie sich fotografieren läßt, daß sie den Fotokoffer trägt, ins Wasser fällt und ihre Jeans zum Trocknen aufhängt. Die Edelpostkartenidylle mit Rentierfell und rustikaler Hütte - samt Himmelbett -, mit Lagerfeuer und Mückensummen, mit „Speckbrot und Rum im Tee“ - sie wird unentwegt kaputtgequatscht von einem Text, der angestrengt Schnoddrigkeit imitiert, in dem von „meinem Kamerädlein“, „meinem Zugpferdchen“ die Rede ist. „Deinen Beschäler habe ich abtransportiert. Adios. Ulla“, schreibt die Fotografin als Nachricht an ihre schlafende Freundin in ein Buch von Oscar Wilde. Und wer es nicht glauben will, muß Ulla beim Schreiben zusehen, muß hören, wie sie den Text vor sich hinsagt und darf sich zum Schluß noch von der Kamera das Geschriebene in Großaufnahme zeigen lassen. Vielleicht sollten die Krambergs, wie Fotografin Ulla, lieber Bildbände über Finnland machen, anstatt sich an Literatur und Film zu überheben.

Sybille Simon-Zülch