Schiffchen im Rock-Tümpel

■ „Verein Bremer Rockmusiker“ gegründet / 1.„Forum Rockmusik“ läßt Fragen offen

Die Bremer Musikszene dümpelt seit Jahren dahin, das ist kein Geheimnis. Wenn überhaupt von einer überregionalen Bedeutung einiger Musiker gesprochen werden kann, sind das Namen fast ausschließlich aus der Jazz-Szene. Im Rockbereich ist es ganz

mau, Lu Lafayette kennt kaum jemand und The Perc Meets The Hidden Gentleman feiern ihre ersten zarten Erfolge überwiegend in Berlin.

Geld, technische Möglichkeiten, „Connections“, Presse also das professionelle Umfeld - waren auswärts immer besser entwickelt als in der Hansestadt. Natürlich gibt es auch hier Plattenlabels, Verlage, an die tausend Musikgruppen, Manager und Veranstalter. Doch, und hier beißt sich die Katze in den Schwanz, alle Bemühungen scheitern ab einem gewissen Niveau. Irgendwann gehen die MusikerInnen trotzdem weg. Die Gründe: siehe oben.

Nach der im trüben fischenden Bremer Rock Initiative (BRI) und der wohl faktisch entschlafenen Rockwerkstatt, die sich in der letzten Zeit, eher mäßig von Senat bezuschußt, um das örtliche Musikgeschehen bemühten, gibt es nun einen neuen Anlauf.

Der Verein Bremer Rockmusik e.V. lud am Mittwoch abends zu einem konzertierten Treffen aller beteiligten Gruppierungen und Einzelpersonen. Musiker waren eingeladen, Vertreter des Senators für Bildung, Wisenschaft und Kunst (BWK), Sponsoren, Veranstalter und die Presse. Alle sollten in einer Art brain storming zur Verbesserung oder Neu -Entwicklung nicht nur der Rockmusik in Bremen beitragen. Allen schlechten Erfahrungen der Vergangenheit zum Trotz, das Engagement der MacherInnen klang zumindest ermutigend.

Die Ergebnisse des Treffens wirken aber genauso ernüchternd wie sie schnell zusammengetra

gen sind. Von den inzwischen 60 Mitgliedern war nur ein Bruchteil erschienen, Sponsoren-Vertreter hatten die Organisatoren hängengelassen, und die Anteilnahme der Presse beschränkte sich auf die taz und ffn.

So war es den bemühten Vorstandsmitgliedern Jörg Schneider und Jens Strangmann vorbehalten, aus Wasser Wein zu machen. Behördenvertreter Dieter Lankenau hatte außer einem „Ich bin beim BWK generell für Musik zuständig“ wenig Konstruktives beizutragen. Wie sollte er auch. Geld ist keins da, aber die größtmögliche Unterstützung sicherte er selbstredend zu. Den Amateurgruppen bei der Vermittlung von

Probenräumen behilflich zu sein, das konnte aber auch Lankenau nicht versprechen. Die Übungsbunker werden nach und nach renoviert, Alternativen gibt es nicht, und die Warteliste umfaßt 80 Gruppen. So blieb nach fast drei Stunden die Erkenntnis, daß Mühe allein wieder einmal nicht reicht. Ein neu zu erstellendes Nachschlagewerk Roll over Bremen ist nützlich, aber auch nicht der Weisheit letzter Schluß. Die Unterstützung der Bremer Rockmusik muß von innen heraus kommen. Doch dahin ist weiter denn je. Kooperation wird denkbar kleingeschrieben in Bremen. Vielleicht hilft beten.

Jürgen Francke