Not-Lösung für Hess-Kinderklinik

■ Weiter Stationsschließung und Personalratskritik

„Das ist überhaupt keine Lösung des Pflegenotstandes. Wir können nur die schlimmsten Mißstände mildern.“ Mit diesen Worten wertete gestern Gesundheitssenatorin Dr. Vera Rüdiger die vorläufigen Maßnahmen, die am Montag in einem Dienstgespräch zwischen der Senatorin, den Chef-und Oberärzten, der leitenden Pflegekraft und der Direktion der St.-Jürgen-Klinik vereinbart wurden. Wegen der katastrophalen Personalknappheit in Bremens größter Kinderklinik „Prof. Hess“, die zum St.-Jürgen -Zentralkrankenhaus gehört, ist seit Wochen die chirurgische Kinder-Station geschlossen.

Durch „Umschichtungen im Gesamtbudget“ des ZKH St. Jürgen wird es für die Kinderklinik 10 neue Pflege-Stellen geben unter anderem, indem nicht besetzte Arztstellen umgewidmet werden. Was „eigentlich eine Selbstverständlichkeit“ (Rüdiger) sein sollte, wird nun auch bei Prof. Hess wahr: Bislang gab es in leitenden Funktionen den geschäftsführenden Direktor, drei Chefärzte und nur eine Pflegekraft. In dem künftigen gemeinsamen Leitungsgremium der Kinderklinik sitzen der geballten Ärztemacht drei leitende Schwestern bzw. Pfleger gegenüber.

Wichtige Aufgabe der neuen Klinikleitung wird es sein, über ein Konzept zum Leistungsangebot nachzudenken. Rüdiger: „Im Laufe der Zeit haben sich Schwerpunkte herausgebildet, auch durch Spezialisierungsinteressen von Oberärzten, die das Haus zu einer Adresse für eine riesige Region machen. Man muß prüfen, ob das alles zu verkraften ist.“

Die Kinderchirurgie sollte und wird spätestens im Juni wieder

geöffnet werden. Aber: Eine andere Station wird danach vorübergehend dichtgemacht. Welche, entscheidet die Klinikleitung bis Anfang Mai.

Daß die völlig veralteten Anhaltszahlen für die Personal -Verhandlungen zwischen Kassen und Kliniken aktualisiert gehören, hatte Rüdiger bereits 1988 und dann immer wieder beim zuständigen Bonner Bundesarbeitsminister Blüm angemahnt („Die haben mir damals Dramatisierung vorgeworfen, weil es nicht ins Reformgesetz-Sparprogramm paßte“). Passiert ist bislang nichts.

Überhaupt nicht zufrieden ist der Personalrat der St.-Jürgen -Klinik: Die 10 neue Stellen gingen auf Kosten der ärztlichen Ausstattung. Und: Eine bessere Leitungsstruktur behebe nicht den Personalmangel. Eine weitere Station zu schließen, sei unverantwortlich und gehe auf Kosten der anderen Stationen, die die kranken Kinder aufnehmen. Die geplante Zusammenlegung von zwei Stationen nach dem Sanierungsumbau schließlich sei eine Farce: An einem 30-m -Flur lägen kleine PatientInnen, die ganz viel Ruhe zur Genesung brauchen, zusammen mit schwerstbehinderten 1 -6jährigen, die nicht in ihrem Bewegungsspielraum eingeschränkt werden sollten.

Der Personalrat forderte die Gesundheitssenatorin auf, sich politisch dafür einzusetzen, daß erstens die ambulanten Klinik-Leistungen in den Berechnungen der Pflegestellen anerkannt werden, und zweitens zur Brerechnungsgrundlage tagsüber die Patientenzahl zu ermitteln statt um 24 Uhr dann wären die „arbeitsintensiven Tagespatienten“ mit dabei. S.P