SIE UND ER

■ Das Programm des Jüdischen Kulturfestivals im Juni

Was haben Ofra Haza und Else Lasker-Schüler gemeinsam? „Die jemenitische und die europäische Frau sind durch die jüdische Glaubenstradition miteinander verbunden“, erklärte Heinz Galinski und stellte im jüdischen Gemeindehaus das Motto des diesjährigen jüdischen Kulturfestivals vor: „Die Frau in der jüdischen Welt“. Vom 10. bis zum 24. Juni 1990 haben die BerlinerInnen die Gelegenheit, Frauenrockgruppen, Schauspielerinnen und Dichterinnen aus Israel kennenzulernen. Begleitet wird das Festival von einer Filmreihe im „Arsenal“, wo die israelischen Filme Wegen dieses Krieges und Aviyas Sommer gezeigt werden.

Aviyas Sommer wird auch als Theaterstück im Hebbel -Theater aufgeführt werden. Er erzählt die Geschichte eines zehnjährigen Mädchens, dessen Mutter durch den Holocaust den Verstand verloren hat. Die Schauspielerin Gila Almagor erhielt 1989 für die Filmversion den Silbernen Bären. Auch für literarische Unterhaltung ist gesorgt. Das israelische Nationaltheater Habimah führt das Stück Else auf, das von den letzten zehn Jahren der Dichterin Else Lasker -Schüler in Jerusalem erzählt. Außerdem gibt es in Zusammenarbeit mit dem Literaturhaus Berlin einen Vortrag über die Berliner Schriftstellerin Gertrud Kolmar.

Im Bereich Musik sind Rock, Klassik und ein Abend mit Klezmermusik vorgesehen. Das Kammerorchester des Ostberliner Sinfonieorchesters wird zum ersten Mal in West-Berlin und Ofra Haza zum ersten Mal in Deutschland spielen. Damit „der Humor der jüdischen Frau“, so Galinski, nicht zu kurz komme, kann der unvermeidliche Mann Ephraim Kishon im Programm natürlich nicht fehlen. Shoshana Shani und Aric Lavie treten in Sie und Er im Gemeindehaus auf.

„Die jüdische Frau spielt in Familie und Gesellschaft eigentlich eine dominante Rolle“, behauptet der Kulturfestivalleiter Dan Lahav. „Sie war immer sehr fortschrittlich.“ Vertreter der Frauenbewegung in Israel hat er nicht eingeladen, denn: „Das ist ein Kulturfestival, keine politische Veranstaltung.“

Die Jüdische Gemeinde bietet mehrere Abonnements für die Veranstaltungen an. Karten für das Jüdische Kulturfestival ein neuer Name für die früheren Jüdischen Kulturtage - sind in der Gemeinde (Fasanenstr. 79/80, 1/12, Tel. 88420333) und an allen Berliner Theaterkassen erhältlich.

Ayala Goldmann