Streit über Schützengräben

■ US-Armee verletzte Tabuzone bei Manöver im Grunewald / Truppen berufen sich auf Ausnahmegenehmigung / Dreitägige Manöver der West-Alliierten beendet

Stacheldraht und Schützengräben führten gestern zum Streit zwischen Forstamt und US-Armee. Die Truppen hatten sich im Rahmen der dreitägigen, gestern beendeten alliierten Manöver am Mittwoch an einer Stelle des Grunewalds eingegraben, an der Spatenstiche vereinbarungsgemäß eigentlich tabu sein sollten. Ein etwa ein Hektar großes Areal im Jagen 70 hatten die Soldaten laut Forstamt mit Stacheldraht eingezäunt und mit Schützengräben durchzogen. Forstdirektor Uwe Meierjürgen kündigte gestern nachmittag deshalb offiziellen „Protest“ bei der Army an.

Im Jagen 70 sind militärische Übungen zwar erlaubt, das Graben allerdings soll eigentlich ganz unterbleiben, denn die Bäume stehen hier so dicht, daß beim Ausheben von Erdlöchern fast zwangsläufig auch die Wurzeln beschädigt werden. Das Grabeverbot ist Teil einer Manöverkarte, auf die sich US-Stadtkommandant Haddock und Umweltsenatorin Schreyer im letzten Jahr feierlich geeinigt hatten und die die Truppenübungen künftig auf die weniger empfindlichen Areale beschränken sollte. Die US-Armee hatte damals Interesse an einer Imagepflege: Kurz zuvor hatten ihr schwere Manöverschäden im Grunewald kräftigen öffentlichen Protest eingetragen. „Die Amerikaner haben das mit unterschrieben. Und dann geht es darum, daß sich beide Seiten dran halten“, erklärte Meierjürgen gestern.

Doch auch die Army berief sich gestern auf „Absprachen“ mit dem Forstamt: Vertreter der Forstverwaltung hätten eine Ausnahmegenehmigung erteilt, in der Tabuzone zu graben. Die Schützengräben im Jagen 70 seien im „guten Glauben“ an diese Absprache ausgehoben worden, hieß es in einer Stellungnahme der US-Army. Die Forstamtsvertreter, auf die die Militärs sich beriefen, waren allerdings schlichte Waldarbeiter, die den Soldaten hier überdies nur aufgrund eines „Übermittlungsfehlers“ das Graben gestattet hätten - so zumindest die Version der Forstverwaltung. Dort fragte man sich gestern auch, was eine förmliche Vereinbarung zwischen dem Stadtkommandanten und der Umweltsenatorin eigentlich wert sei, wenn sie jederzeit kurzfristig außer Kraft gesetzt werden könne.

Lauten Protest wagten die Förster dann trotzdem nicht mehr: So gut wie in diesem Jahr habe die Kooperation mit den Amerikanern in der Vergangenheit nämlich nicht funktioniert. Forstdirektor Meierjürgen war deshalb gestern grundsätzlich „sehr zufrieden“. Thomas Rogalla, Sprecher der für den Forst zuständigen Umweltsenatorin, sah die Sache trotzdem noch grundsätzlicher: Die „militärischen Spiele“ der Alliierten seien „immer schon fragwürdig“ gewesen; „noch fragwürdiger“ seien sie in der heutigen politischen Situation.

hmt