Kabinettskrise vor Regierungsantritt

■ Aus Protest gegen den sandinistischen Heereschef traten bereits zwei Ministerkandidaten zurück

Managua (taz) - Die erste Kabinettskrise stellte sich schon ein, bevor die neue Regierung überhaupt vereidigt wurde. Wenige Stunden vor dem feierlichen Amtswechsel traten zwei Ministerkandidaten aus Protest über das Verbleiben von Humberto Ortega als Armeechef zurück. Unternehmerchef Gilberto Cuadra hätte Bau- und der Kaffeebaron Jaime Cuadra Landwirtschaftsminister werden sollen.

Auch in der Nationalversammlung kam es bereits zum offenen Bruch in der Regierungsallianz „Uno“. Denn die Gruppe um Vizepräsident Virgilio Godoy verließ protestierend das Plenum, als die Fraktion des Chamorro-Beraters Alfredo Cesar sich mit den Sandinisten verbündete, um ihre Leute in den Vorstand zu wählen. Alfredo Cesar hat als erster Sekretär eine einflußreiche Position, und die Sandinisten konnten sich einen Vizepräsidenten sichern.

Violeta Chamorros Regierungsmannschaft wird von Technokraten bestimmt, von denen einige eben erst aus dem Exil zurückgekommen sind - „Mannschaft“, denn im Kabinett wird es keine Frauen geben. Ihre Verwandten und engsten Vertrauten hat Frau Chamorro auf sensible Posten gesetzt: Antonio Lacayo bleibt als Staatsminister an der Seite seiner Schwiegermutter, und Carlos Hurtado, ein Intimus von Alfredo Cesar, tritt die schwierige Nachfolge des FSLN-Mitbegründers Tomas Borge im Innenministerium an.

Der künftige Botschafter in Washington ist an seinem neuen Arbeitsplatz kein Unbekannter: Ernesto Palacios war jahrelang als Vertreter der Contra in den USA. Der Ökonomieprofessor Francisco Mayorga, der den Wirtschaftsplan der neuen Regierung entworfen hat, wird als Zentralbankdirektor die Fäden der Wirtschafts- und Finanzpolitik ziehen.

Das heikle Problem des Verteidigungsministeriums ist geradezu salomonisch gelöst worden: Violeta Chamorro, laut Verfassung ohnehin Oberbefehlshaberin der Streitkräfte, wird auch Verteidigungsministerin.

rld