Cino Communale

■ Filmkunsttheater in Leipzig kämpft um ruhmreiches Programmkino / Initiative gegen den Kommerztod

Leipzig (taz) - Mochte der Glanz Leipzigs in einigen Jahrzehnten auch etwas matter geworden sein, sein Ruf als Stadt des Kinos blieb unbestritten. Dafür sorgte u.a. das Filmkunsttheater Casino als eines der wenigen guten Programmkinos. Wie vieles im gewendeten Lande ist schließlich auch das Casino ins Diktat des Geldes entlassen. Das anspruchsvolle Repertoire dürfte unter Marktbedingungen kaum Gewinn abwerfen. Dem absehbaren Untergang zu wehren, trachten seit zwei Wochen Mitarbeiter des Kinos, Leipziger Kultur- und Filmjournalisten sowie Mitglieder des hiesigen Filmclubs. Sie haben ein Projekt ins Leben gerufen, das sich „Filmkunsttheater-Casino e.V.“ nennt. Die Vereinigung in spe wünscht sich das Casino als das kommunales Kino, das zumindest zum Teil aus Geldern der Stadt subventioniert wird und sich gewinnfrei „der Pflege des europäischen Films, der Kinematografie der Zweidrittelwelt der Filmklassik und des Kurzfilms“, wie es Fred Gehler, Publizist, ausdrückte, widmen kann.

Filmprominente aus Ost und West erklärten sich bereit, einen Beirat zu bilden. Am vergangenen Montag nun waren Leipziger InteressentInnen zur Diskussion des Projekts geladen. Theaterleiterin Starke und Mitarbeiter Weber wurden von den etwa 40 Kinophilen mit skeptischen Fragen konfrontiert: Wie etwa der Verein Einfluß auf den Erhalt und Programm des Casinos nehmen könne, wenn der Vermieter, das Messeamt Leipzig, auch zu anderweitigen Verwendung berechtigt sei. Außerdem hat der örtliche Runde Tisch bislang keine müde Mark für Projekte wie kommunales Kino auftreiben können. Ohne eine Lösung zu finden, trennte man sich.

Stefan Schwarz