Gefährlicher Stümper

Mit dem Polizeipräsidenten Alfred Stümper wird ein Hardliner dem DDR-Innenminister zur Hand gehen  ■ P O R T R A I T

Berlin (taz) - Die Polizei avanciert zum deutsch-deutschen Exportschlager. Nach dem früheren Chef des Bundeskriminalamtes, Heinrich Boge, soll nun auch der langjährige Polizeipräsident in Baden-Württemberg, Alfred Stümper, dem DDR-Innenminister, Peter-Michael Diestel (DSU), als „Fachberater“ zur Seite gestellt werden.

Eigentlich hätte Stümper nach etwa zwanzig Dienstjahren im Juli in Pension gehen sollen. Aber wie seinen BKA-Kollegen Boge lockt auch ihn der Ruf des Ostens - zwecks Umbau der Deutschen Volkspolizei in eine Behörde nach bundesdeutschen Vorbild. Ab sofort steht Stümper - im In- und Ausland als Experte für Terrorismus und organisierte Kriminalität hoch eingeschätzt - dem DDR-Politiker Diestel zur Seite. Ab Juli will er sich dann der neuen Beratertätigkeit voll und ganz widmen.

Dem „schwarzen Innenminister“ (Diestel über Diestel) wird mit Stümper ein noch schwärzerer, aber um so profilierterer Mann beim Aufbau föderaler Polizeistrukturen assistieren. Er ist auch ein Garant dafür, daß die weitreichenden Wünsche der bundesdeutschen Polizeistrategen von Anfang an berücksichtigt werden. Rasterfahndung, verdeckte Ermittler, Kronzeugen oder der Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel immer wenn diese Forderungen in den letzten Jahren auf den Tisch kamen, konnten sie sich auf einen geistigen Urheber berufen: den Stuttgarter Landespolizeipräsidenten Alfred Stümper.

Kritische Beamte werden sich daran erinnern, wie Stümper Anfang 1988 an der Fachhochschule für Polizei in Villingen -Schwenningen die Fragebögen einer Umfrage einstampfen ließ, weil die StudentInnen ihre 700 KomilitonInnen gar zu frech auf ihr Verhältnis zu den „Republikanern“ untersuchen wollten. Stein des Anstoßes war die Frage: „Glauben Sie, daß die Politik der 'Republikaner‘ den Einstellungen der Polizei entspricht?“

Auch in der Bügerinitiativbewegung erinnert man sich vielleicht noch an das „Stümper-Papier“ aus dem Jahre 1981. Dort hatte Alfred Stümper unter dem Titel Systematisierung der Verbrechensbekämpfung niedergelegt: „Gerade im Interesse einer gesunden Liberalität und eines freien Klimas ist es erforderlich, gezielt gegen die diejenigen vorzugehen, die hier den Staat - madig machen wollen.“ In seinem Bekenntnis stellte Stümper damals weiter fest, daß es für ihn schließlich „nicht nur eine chemische, sondern darüber hinaus auch eine allgemein menschliche und politische Umweltverschmutzung“ gebe.

Wolfgang Gast