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Preise machen Bewußtsein

■ Hochschule Bremen und BUND: gemeinsame Vortragsreihe zum Thema Umweltsteuern

Wie kriegen die Menschen das bloß hin, angesichts der drohenden ökologischen Apokalypse noch zu leben - in die Zukunft zu planen, Kinder in die Welt zu setzen und für das Alter zu sparen?

Heute weiß jedes Kind, daß das nur funktioniert, weil wir die Natur und die Menschen in der Dritten Welt ausbeuten. Aber was hat das mit dem Bewußtsein zu tun? Wir verbrauchen viel von dem, was billig ist und merken nicht, daß wir dabei zu Dieben werden. Denn nur der Raub an den oben Genannten macht Strom, Benzin,

Batterien und Kunststofflaschen so billig.

Das Gegenteil von Apokalypse ist die Utopie. Und die lautet: Wenn die zerstörerischen und ausbeuterischen Produkte teurer wären, hätten wir wieder ein natürlicheres Verhältnis zur Welt. Nicht Armut und Mangel, sondern mehr Lebensqualität wären die Folge.

Die falschen Preise der schlechten Produkte würden richtig, indem der Staat sie mit einer saftigen Umweltsteuer belegt. Es ist statistisch belegt, daß die

Leute, wenn das Benzin teuer ist, weniger Auto fahren und mehr öffentliche Verkehrsmittel benutzen. In Relation zu den Lebenshaltungskosten liegt der Benzinpreis heute um ein Drittel niedriger als 1960!

Hätten wir dann alle weniger Geld? Nein, so rechnet das Umwelt-Prognose-Institut in Heidelberg aus. Wenn die 200 Milliarden Steuern dazu verwendet würden, die Rentenbeiträge und die Lohnsteuer zu reduzieren, die Landwirtschaft zu subventionieren und wenn die Mehrwertsteuer

entfallen würde: Dann blieben die Lebenhaltungskosten so wie vorher. Und wir würden unser Konsumverhalten ganz ohne politisches Bewußtsein verändern.

Aber die Natur zu reparieren und zukünftige Schäden zu verhindern, das kostet. Erst wenn die Einnahmen aus der Umweltsteuer dahin fließen, ist die ökologische Katastrophe noch abzuwenden. Diese Zukunftsinvestitionen - beispielweise in Altlastensanierung, Filterungsanlagen und Rekultivierung gequälter Natur - kosten das, was wir, die Produzentinnen und Verbraucherinnen, vorher geklaut haben.

Außerdem: Wenn die „bösen“ Produkte teurer werden, werden die Menschen in der Dritten Welt noch ärmer, weil sie ihre Produkte, um den Absatz zu fördern, noch billiger machen. Um auf ihre Kosten zu kommen, würden sie den Abbau nicht regenerierbarer Rohstoffe beschleunigen. Ein Teil der Steuer muß also für die Produzenten in der Dritten Welt reserviert werden. Aber warum sollen gerade wir zuerst dran glauben? Beate Ram

Frei nach einem Vortrag von Willi Timmermann, Ökonom an der Hochschule Bremen, „Umweltsteuer und Ressourcenverbrauch“. Die Reihe wird am 10. Mai fortgesetzt. Genaue Angaben jeweils im „Heute-Kasten“ der taz-Bremen.

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