: Roma-Marsch von Bremen nach Bonn
Roma wollen bei der Bundesregierung eine Duldung erreichen / Abschiebung nach Jugoslawien droht ■ Aus Bremen Dirk Asendorpf
150 Angehörige des Volks der Roma sind gestern von Bremen aus zu einem Protestmarsch nach Bonn aufgebrochen. Die meisten von ihnen waren vor über zwei Jahren vor dem Bürgerkrieg im südjugoslawischen Kosovo nach Bremerhaven geflohen und hatten dort Asylanträge gestellt. Diese wurden inzwischen in letzter Instanz abgewiesen. Auch eine Petition, mit der die Roma eine Verlängerung ihrer „Duldung“ erreichen wollten, lehnte Bremens Innensenator Peter Sakuth ab.
Weil Sonderregelungen einzelner Länder in Sachen Asyl oder Duldung nach Verabschiedung des „Ausländergesetzes“ kaum noch möglich sind, wenden sich die Roma mit ihrer Forderung nach einem „Bleiberecht“ jetzt direkt nach Bonn. „Daß die wirtschaftlichen Verhältnisse in Jugoslawien hinter denen der Bundesrepublik Deutschland zurückbleiben, ist sicherlich zutreffend“, hatte Bremens Innensenator den Roma beschieden, „kann jedoch nicht als Grund angesehen werden, von aufenthaltsbeendenden Maßnahmen abzusehen.“ Eine Duldung, wie sie in Bremen für Kurden und türkische Yeziden besteht, komme für Roma nicht in Frage.
Viele der Roma, die jetzt in Richtung Bonn protestieren, sollten bereits Anfang April in einer generalstabsmäßigen Abschiebeaktion per Flugzeug nach Jugoslawien verfrachtet werden. Sie bekamen jedoch rechtzeitig Wind davon und konnten sich gerade noch durch Untertauchen retten. Statt vereinzelt die Flucht vor den deutschen Behörden zu ergreifen, gehen die Roma nun gemeinsam wieder an die Öffentlichkeit.
„Wir wollen hierbleiben, egal wie“, sagte gestern einer der Roma zur taz. In Jugoslawien, wohin die deutschen Behörden sie abschieben möchten, herrscht Bürgerkrieg gegen sie. In neuen Zeugenberichten wird von brutalen Polizeiübergriffen. „Da haben wir keine Heimat. Meine Kinder gehen seit drei Jahren auf eine deutsche Schule. Wir wollen endlich hierbleiben können.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen