Heute ist Shell dran

■ Internationale Boykottaktion wegen wirtschaftlichem Engagement in Südafrika / Shell sanft und voller Verständnis, aber Rückzug helfe den Schwarzen nicht

Berlin (taz) - Die Organisatoren des für heute angesetzten Boykotts von Shell-Tankstellen können sich kaum beklagen, von ihrem Objekt der Verweigerung nicht ernst genommen zu werden. Shell hat eigens eine Informationszentrale eingerichtet, der Pressesprecher gab gar aus freien Stücken seine Privatnummer kund für den Tag danach. Ziel des Boykotts: Shells Engagement im südafrikanischen Apartheid -Staat, insbesondere den Export südafrikanischer Kohle, an den Pranger zu stellen. Auch für Schweden, Dänemark, Niederlande, Österreich und Großbritannien gilt der Aufruf.

Der Sprit-Multi setzt im Jahre seines 100. Firmenjubiläums auf Dialog. Im Vorfeld der Aktion, zu der die Hilfsorganisation Medico International und mehrere kirchliche Gruppen aufrufen, schickte Shell sanft gehaltene Briefe an die Veranstalter: Volles Verständnis für friedliche Demonstrationen, wie auch für das Anliegen, die Apartheid in Südafrika zu kritisieren. Man sei diskussionsbereit, aber ein Rückzug vom Kap helfe den Schwarzen nicht.

Die besonderen Konkurrenzprobleme von Tankstellen-Boykotts erkannte man durchaus in der Medico-Zentrale: Boykott gegen Esso wegen Alaska, gegen Texaco und möglicherweise gegen Aral wegen Wattenmeer. So setzt man vor allem auf den Informationswert. Nach eigenen Angaben hatte Shell bei ähnlichen Aktionen in der Vergangenheit - im Gegensatz zum Texaco-Boykott - keine spürbaren Umsatzeinbußen verzeichnet.

ulk