Nananana-Nananana-Nana-WAR

■ Edwin Starr lieferte mit achtköpfiger Showband Soulmusik als Discomucke

„War“ und Edwin Starr gehören zusammen wie „Mamma“ und Heintje. Aber wenn jemand von diesem Konzert aggressiven Soul mit Protestattitüden erwartet hatte, ist er sicher schon nach einer Viertelstunde indigniert rausgegangen.

Es war deutlich weniger Publikum im Modernes als etwa bei Curtis Mayfield vor einigen Wochen, aber dafür waren die Fans um so enthusiastischer. Für sie war es keine Überraschung, daß Starr den Protestsong in eine fröhliche Mitsingaktion umfunktionierte und für den Rest des Abends in den Untiefen zwischen Disco und Soul umhernavigierte. Die Stimmung auf und vor der Bühne war bestens, und ich mag auch gar nicht den Miesepeter spielen und mit den hohen musikalischen Ansprüchen daherkom

men, um die sich Edwin Starr offensichtlich nicht scherte.

Er spielte sich durch die Erfolge der schwarzen Tanzmusik und hatte dabei keinerlei Ehrgeiz, originelle oder auch nur eigenständige Versionen von den Soulklassikern oder neuen Top Fourty Hits zu spielen. Olle Kamellen

Die schönen alten Kamellen von den Four Tops, „Stand By Me“, „Give it up“ mit dem unverwüstlichen „Nananana-Nananana -Nanana“, „Billy Jean“ von Michael Jackson und Sydney Youngbloods neueste Singleauskopplung, wurden von einer gut eintrainierten Showband und einem energiegeladenen Entertainer nachgespielt. So etwas wie eigener Stil wäre da auch ganz fehl am Platze gewesen. Die wenigen

eigenen Songs versteckte Starr fast zwischen all den „Crowdpleasern“.

Ein großer Teil des Publikums - alle mit ähnlich beschrifteten Windjacken und Gel-Frisuren - war dann plötzlich völlig aus dem Häuschen, als Edwin Starr mit der Textzeile „I want to ride on my Vespa“ die ganz besondere Fangemeinde grüßte: seine „Freunde“, die Scooterfahrer. Da wurden dann die Jacken hochgereicht, damit Herr Starr sie kurz berührte; Musiker sprangen von der Bühne herunter zwischen die Tanzenden, und der arme Gitarrist mußte bei jeder Zugabe als schreiender Zeremonienmeister seinen Chef ankündigen. Das war alles ein bißchen platt, aber so wollte es das Publikum.Und die acht Musikanten der Band spielten, auch wenn sie die Beine hoch

schwingen mußten, wie eine fehlerlos stampfende Rhythmusmaschine.

Alle tanzten und hatten ihren Spaß und Edwin Starr sang sein wahres Credo: „That's the way, aha aha, I like it, aha aha“.

Willy Taub