Abwasserrohre sind dicht

■ Fünfte Aktion von Greenpeace in der DDR gegen Magdeburger Chemiewerk

Magdeburg (adn/taz) - Mit zwei dicken Betonplatten blockierten Mitarbeiter der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Montag die Abwasserrohre des Chemiewerks VEB Fahlberg-List Magdeburg. In dieser Fabrik werden Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Arzeneimittel und Saccharin hergestellt. „Die Schadstoffe in dem Abwasser sind so gefährlich, daß die Einleitung in die Elbe sofort gestoppt werden mußte“, erklärte Greenpeace -Aktivist Jörg Naumann. Die Analysen an Bord des Greenpeace -Schiffes „Beluga“, mit dem die Umweltschützer seit Mitte April auf der Elbe unterwegs sind, hätten unter anderem den Nachweis krebserregender Stoffe in hohen Konzentrationen ergeben wie Chlorverbindungen und Quecksilber. In den Abwässern sind auch Chemikalien aus der Produktion des Pestizids „Lindan“ gefunden worden, dessen Herstellung in der Bundesrepublik seit Jahren verboten ist.

Produktionsdirektor Peter Göhmann, von der Greenpeace -Aktion völlig überrascht, verfügte den sofortigen Produktionsstop. Bis zum Mittwoch läuft die Produktion nur in solchen Bereichen weiter, die für die Wirtschaft unentbehrlich sind und in denen keine giftigen Reststoffe anfallen. Dann wollen die Betriebsleitung und die Wasserwirtschaftsdirektion die endgültige Entscheidung treffen, was aus dem über 100jährigen Chemiebetrieb werden soll. Von einer Stillegung wären 1.700 Arbeiter betroffen, die deshalb ihr Unverständnis über die unangekündigte Greenpeace-Aktion zeigten.

Am Montag forderte die CDU der BRD die schnelle Gründung einer internationalen Kommission zum Schutz der Elbe. Wie der Vorsitzende des CDU-Bundesfachausschusses Umweltpolitik, Kurt-Dieter Grill, in Bonn erklärte, müsse die Sanierung der Elbe Schwerpunkt in der Umweltunion mit der DDR werden. Wegen der Dringlichkeit des Elbeschutzes fordere die CDU sowohl die Europäische Gemeinschaft als auch die Regierungen der Elbanliegerstaaten und der Bundesländer auf, einer umfassenden Sanierung des Flusses höchste Priorität einzuräumen.

baep