45 Grad im Schatten

Mit der Aufführung der Oper Der Prophet von Wladimir Kobekin, gespielt von der Staatsoper Swerdlowsk, wurde in Kassel das achtmonatige Mammutfestival „Begegnung mit der Sowjetunion“ eröffnet. Mehr als tausend sowjetische Künstler sind an rund 160 Veranstaltungen unter dem Leitmotiv „Fünf Jahre Glasnost und Perestroika“ beteiligt. Ausstellungen, Rock- und Jazzfestivals, Lesungen, politische Diskussionen stehen auf dem Programm. Schwerpunkt der Begegnung mit der Sowjetunion ist bis zum 6. Mai das Theaterfestival, das unter dem Stichwort „Theater im Aufbruch“ Inszenierungen bringt, die bis vor wenigen Jahren in der Sowjetunion unmöglich waren und sich mit der Geschichte der Sowjetunion seit der Revolution auseinandersetzen. Auf dem Programm stehen auch Aufführungen von Moskauer und Leningrader Videoproduktionen aus dem Untergrund.

Neue Ölgemälde zeigt der bekannte Leipziger Maler Bernhard Heisig seit vergangenen Samstag bis zum 10.Juni in der Städtischen Galerie Schloß Oberhausen, wo ursprünglich nur eine Ausstellung mit rund 250 graphischen Arbeiten des 65jährigen Künstlers geplant war. Eines der präsentierten großformatigen Ölbilder hieß zunächst Wir sind das Volk, dann skeptisch Wer ist das Volk und nun Alles im Namen des Volkes. Die Zeit der Haie, so der Name einer dreiteiligen Bildtafel, reflektiert wie viele Werke Heisigs deutsches Schicksal zwischen Gestern und Gegenwart: Während auf den Seitentafeln brennende Straßen mit Flüchtlingsströmen oder Massengräber, KZ-Wachttürme und das Porträt eines ermordeten Malerkollegen zu sehen sind, ist die Mitte einer vulgären Sängerin vorbehalten, die zwischen aufgerissenem Hai- und Menschenmäulern ins Mikro schmettert.

Nasreddin heißt der türkische Till Eulenspiegel. Kleine Episoden aus dem Leben dieses Narren zeigt die deutsch -türkische Theatergruppe „Tausend und eine Ausnahme“ in dem gleichnamigen Stück. Mit Witz und Charme schlüpften die vier Darsteller abwechselnd in die Titelrolle. Die Schelmereien waren amüsant, regten aber - warum nur aber? - auch zum Nachdenken an. Die zweisprachige Aufführung im Westberliner Ballhaus Naunynstraße ist nicht nur für Erwachsene, sondern zielt auch auf jüngere Zuschauer.