Khans an die Wand gequetscht

Auch das Stelldichein der Squash-Weltelite machte aus den „European Open“ kein Spitzenereignis  ■  Aus Karlsruhe Karl Friedrich

Was ist der Squash-Sport? Nichts. Was will er werden? Alles

-zumindest, wenn es nach seinem Weltverband (ISPA) und den lieben Sponsoren geht. Weg von dem Badminton-Image wollen sie und aus dem Schatten des „weißen Sports“ treten. Ähnlich wie im Tennis gibt es deshalb auch im Squash längst einen „Grand Prix-Circuit“ - und der wächst sich von Jahr zu Jahr aus.

Noch 1983 kämpften die Squash-Profis auf acht internationalen Veranstaltungen um ein Preisgeld von rund 150.000 Dollar. Mittlerweile werden 1,6 Millionen Dollar auf rund 70 Wettkämpfe ausgeschüttet, darunter 14 bis 16 Grand Prix-Turniere. An einem Grand-Prix-Finale basteln die Macher derzeit, es soll 1991 in Europa stattfinden. Das Großereignis verbuchen sie schon jetzt als den Durchbruch zur „Squashmania“.

Aus gutem Grund: Denn in Europa waren die Squasher nie so richtig zu Hause, erst in den letzten Jahren fand die Sportart hier Anhänger. Doch die mittlerweile auf eine Million geschätzte Gemeinde betrieb das knochenharte und atemberaubende Spiel in der Box bisher eher als Konditionstraining denn als ausgesprochene Wettkampfsportart. Also mußte ein bißchen nachgeholfen werden.

Mit einem internationalen Squash-Turnier in Stuttgart setzte der Verband im letzten Jahr das erste Mal seinen Fuß auf deutschen Boden. Und in diesem Jahr verwertet Ludolf von Uslar zusammen mit dem Sportschuh-Hersteller Mi-Tec für die ISPA gleich zwei Grand-Prix-Turniere in Süddeutschland. Das eine ging gerade in Karlsruhe zu Ende, das zweite wird im November in Stuttgart ausgetragen.

Klotzen, nicht Kleckern, heißt dabei die Devise. Für Karlsruhe bedeutete dies ein Preisgeld von 80.000 Dollar (das dritthöchste im Squash-Kalender 1990). Die seit Jahren von Pakistanern und Australiern dominierte Weltelite war damit den Karlsruhern gewiß. Nur wollten die Badener sie überhaupt sehen? Leer blieben die Ränge bei den Qualifikationsspielen - acht Squasher mußten sich zu den bereits gesetzten 24 Weltbesten hocharbeiten. Erst zum Viertelfinale am Sonntag füllte sich die Europahalle mehr schlecht als recht, da war die Weltelite schon wieder ganz einsam unter sich.

Dabei hatte es bis dahin durchaus Überraschungen gegeben. Der Deutsche Meister Hansi Wiens (Weltranglistenplatz 67) warf den Engländer Phil Kenyon (15) aus dem Rennen, bevor er ehrenvoll an dem Pakistaner Mir Zanam Gul (11) scheiterte. Und noch eine kleine Sensation gab es in der ersten Runde: Jansher Khan aus Pakistan (2) unterlag dem Schotten Stuart Mailstone (27) und schied damit überraschend früh aus.

Das Publikumsinteresse richtete sich damit fast ausschließlich auf den anderen, den letzten Pakistaner, den Weltranglistenersten und schon zu Lebzeiten zur Legende erklärten Jahangir Khan. Würde er seine Stellung gegen die dichtfolgenden Australier in Karlsruhe behaupten können? Im Viertelfinale stieß Jahangir Khan bereits auf einen australischen Verfolger: Rodney Martin (5). Ausgerechnet ihn hatte Khan eine Woche zuvor beim Grand Prix in London in drei Sätzen geschlagen. Die Begegnung im Acryl-Glaskasten trug denn auch unverkennbare Züge eines unerbittlichen Rückspiels. Eine Revanche jedoch wurde es für den Australier nicht, er unterlag in einem nervösen und packenden Spiel in fünf Sätzen.

Doch was ihm nicht gelang, sein Landsmann Chris Dittmar (3) schaffte es: in fünf dramatischen Sätzen schaffte er den großen Jahangir Khan. Danach waren die Australier unter sich, Dittmar spielte mit Chris Robertson (4) um den Titel (nach Redaktionsschluß).

Nein, ein Publikumsmagnet waren diese ersten „European Open“ in Karlsruhe wahrlich nicht. War es dann wenigstens ein Medienereignis? Stolz verkündeten die Veranstalter die Teilnahme eines ARD-Fernsehteams. Doch hat man je etwas gehört oder gar gesehen von ihm? Und die Printmedien? Sie übergingen das Turnier ebenso diskret - selbst die örtliche Lokalzeitung fuhr das Thema klein und auf den letzten Seiten. Allein die englischen Reporter, allen voran Sir Squasher von der 'Sunday Times‘, übermittelten die jüngsten Ergebnisse unverzüglich auf die Insel.

Und das kann man ja auch verstehen. Nicht nur der Name „Squash“ (quetschen) kommt ja bekanntlich daher, sondern auch das Spiel selbst. Erstmals erwähnt wird es bei Charles Dickens in Die Pickwickier. Damals wurde der Ball allerdings nur an eine einzige Wand „gequetscht“, und das Spiel firmierte noch unter dem Namen „Five“. Im späten 19. Jahrhundert wurden schon die Seiten- und Rückwände mit einbezogen, zunächst im Knast - die Zelle eignete sich als idealer Court. Dann kam das Spiel unter Tennisspielern als Training in Mode und wurde in die englischen Kolonialgebiete exportiert.

Na bitte - das ist Squash.