Die Delegationen am Tisch

„Die Regierungsdelegation besteht nicht nur aus Weißen, sie besteht sogar nur aus Buren. Unsere Delegation dagegen ist nicht rassisch bestimmt.“ So beschrieb ANC-Vizepräsident Mandela am Sonntag die beiden Abordnungen, die ab heute erstmals Regierung und ANC an einem Tisch vertreten werden. Geführt wird die Regierungsmannschaft von Präsident de Klerk (54), dem Mann, der seit seiner Amtsübernahme im September letzten Jahres den Prozeß der Annäherung in Gang gesetzt hat. An de Klerks Seite sitzen die wichtigsten Unterhändler der Regierung: Außenminister Roelof „Pik“ Botha (58) hat in den Namibia-Verhandlungen wichtige Erfahrungen sammeln können. Justizminister Kobie Coetsee (59) war der erste Regierungsvertreter, der mit Mandela Gespräche aufnahm, als der ANC-Führer sich noch im Gefängnis befand.

Die ANC-Delegation spiegelt bewußt das breite Spektrum der südafrikanischen Gesellschaft und des ANC wider. Die Delegation wird geleitet von Nelson Mandela (71), der die Führung der Organisation von dem kranken Oliver Tambo übernommen hat. Zwei Weiße zählt die Delegation: Joe Slovo, Generalsekretär der Südafrikanischen Kommunistischen Partei, und der Bure Beyers Naude, ehemaliger Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates. Die beiden Frauen in der Delegation sind Ruth Mompati (65), Mitbegründerin der ANC -Frauenliga, und Cheryl Carolus (33), Pressesprecherin der Vereinigten Demokratischen Front (UDF).

Die UDF wird auch durch einen ihrer Präsidenten, Archie Gumede (76), vertreten. Repräsentant der ANC-Armee Unkhonto we Sizwe (Speer der Nation) ist ihr Befehlsführer Joe Modise (61), die interne ANC-Organisation wird vertreten durch ihren Leiter Walter Sisulu (78). Weiter sind da noch Thabo Mbeki (47), der angesehene Leiter der ANC-Abteilung für Internationales, und Alfred Nzo (65), Generalsekretär des ANC. Es fällt auf, daß in der ANC-Delegation die militantesten Teile der Bewegung, die Arbeiter und die Jugend, nicht vertreten sind.

Für die Regierung besonders irritierend ist die Gegenwart Joe Slovos. Als Weißer ist er in der Vergangenheit besonders scharf kritisiert worden. Mandela berichtete am Sonntag, daß ein Regierungsmitglied ihn vor kurzem gebeten habe, Slovo nicht als Mitglied der ANC-Delegation zu den Gesprächen zu bringen. „Sie sagten, daß es unter ihren Unterstützern schwierig wäre, die Notwendigkeit von Diskussionen mit einem Kommunisten zu rechtfertigen“, erzählte Mandela. Er habe den Minister darauf hingewiesen, daß er (Mandela) seinen Ruf aufs Spiel gesetzt habe, als er Südafrikas Präsidenten Frederick de Klerk einen ehrlichen Mann nannte. „Jetzt sollte die Regierung ihren Ruf aufs Spiel setzen und den Weißen erklären, daß Slovo ein wahrer Sohn Südafrikas ist“, sagte Mandela.