Rot-Grün: Remis am Tag der Arbeit

■ Wie vier Tore Otto Rehhagel glücklich machten und Kaiserslautern der Bundesliga erhielten

„Nachdem Null-zu-null-Spiele immer so schlecht gemacht werden, bin ich äußerst glücklich, daß heute vier Tore gefallen sind.“ So Otto Rehagel nach dem Spiel. Hätte Werder in den Uefa-Cup-Halbfinalspielen gegen den FC Florenz sich nur annähernd so engagiert wie bei dem 2:2 in der Pfalz, das Finale gegen Juventus Turin wäre die wahrscheinliche Konsequenz gewesen. Ohne Johnny Otten und Karl-Heinz Riedle, dafür mit Marco Bode und Uwe Harttgen, zeigten die Bremer vor allem technisch ein gutes Spiel und zeigten dem zuletzt zu Hause so erfolgreichen 1.FCK seine spielerischen Grenzen auf.

Die Lauterer, die ohne den verletzten Demir Hotic antraten, gingen in der 11. Minute durch ein Kopfballtor von Bruno Labbadia unter Mithilfe von Torhüter Oliver Reck und Manfred Bockenfeld in Führung. Werder antwortete mit dem 1:1 durch Wynten Rufer nur 4 Minuten später und

hätte noch vor der Pause mit Chancen von Rufer, Bode und Hermann in Führung gehen können. In der zweiten Halbzeit ward Gunnar Sauer nicht mehr gesehen, ein Wechsel, der „taktische Gründe“ gehabt haben soll, die Otto Rehhagel nicht bereit war näher zu erläutern.

Kaiserslautern, am 19. Mai Gegner des SV Werder im Pokalendspiel von Berlin, spielte zerfahren, produzierte Abspielfehler en masse und erzielte trotzdem in der 54. Minute durch Markus Schupp das überraschende 2:1.

Danach lief nicht mehr viel. Das Spiel blieb aber dennoch spannend, weil beide Mannschaften weitere Tormöglichkeiten hatten. Werder saß nun trotz des Rückstandes im gesicherten Mittelfeld fest, der 1. FCK hatte sich durch die erneute Führung unge

achtet des noch möglichen Ausgleichs die Bundesliga für ein weiteres Jahr erhalten. Da aber kam Leichtsinn über die Pfälzer, deren Torhüter Gerry Ehrmann etliche Male in brenzligen Situationen seine Qualitäten zeigte. Aber auch Oliver Reck war im Glück, als Bruno Labbadia Mitte der 2. Hälfte eine Flanke von Frank Lelle auf die Latte setzte. Die einzige gelbe Karte des Spiels gabe es 10 Minuten vor dem Ende für Uli Borowka. Wenig später wagte er sich nach vorn, flankte von links und im Lauterer Strafraum-Wirrwarr stand wiederum „Kiwi“ Wynton Rufer richtig:

2:2. Damit waren dann alle zufrieden, die Roten und die Grünen, Otto Rehagel und Kalli Feldkamp, der stolz auf seine „Roten Teufel“ war, daß sie in den letzten 3 Minuten so gut auf Halten ge

spielt hatten, unter Protest der 35.000 ZuschauerInnen, die den Deal von Rot/Grün rochen. Schiedsrichter Assenmacher zögerte zum Mißfallen aller auch noch mit dem finalen Pfiff bis zum bitteren Ende, sodaß anfängliche LaLa-Seligkeit in ein disharmonisches Pfeifkonzert umschlug.

Nach dem frühen Aussteigen aus der Bundesliga und dem schlechten Abgang aus dem Uefa-Cup Wettbewerb bleibt Werder Bremen noch die Möglichkeit, Deutscher Pokalsieger zu werden. Gegner: Der 1. FC Kaiserslautern, der nach 16:28 Punkten unter Trainer Roggensack mit dem „Neuen“ Karl-Heinz Feldkamp 14:6 Punkte geholt hat und in Berlin nicht chancenlos ist. Was die Bremer den Pfälzern spielerisch voraus haben, kompensiert Kaiserslautern mit seiner enormen Kampfkraft. Werder ist spätestens seit diesem 1. Mai gewarnt, damit sich eine Pleite wie im letzten Jahr gegen Borussia Dortmund nicht wiederholt.

Aus Kaiserslautern Günter Rohrbacher-Lis