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„Was zu tun ist, weiß niemand“

■ SPD-Bürgerschaftsfraktion wollte nach einer „Pädagogik gegen Rechts“ suchen / Ratlosigkeit nach sechs Stunden Diskussion

Am Ende war Ratlosigkeit. „Das Interesse an dem Thema ist groß, die Bereitschaft, etwas zu tun, ist auch groß, aber was zu tun ist, weiß niemand“, resümierte Bernhard Stoevesant von der Gesamtschülervertretung nach sechs Stunden Diskussion zum Thema „Pädagogik gegen Rechts?“. Die SPD-Fraktion hatte geladen und rund 200 interessierte LehrerInnen, SchülerInnen, Eltern und

BildungspolitikerInnen waren gestern in die Bürgerschaft gekommen, um Erfahrungsberichte aus verschiedenen Schulen zu hören und politische Konsequenzen zu beraten.

„Wir hinterlassen unserer Jugend einen Trümmerhaufen“, bekannte der SPD-Bildungspolitiker Werner Aulfes und wunderte sich, daß die Politiker den Zorn

dafür noch nicht ernten mußten: „Die natürliche Reaktion der Jugend wäre doch nicht Gewalt gegen Ausländer, sondern daß sie sich mal die Politiker vornimmt.“

Doch davon ist auch fast drei Jahre nach dem Bremer Wahlerfolg der DVU noch nichts zu spüren. Stattdessen werden aus vielen Schulen ausländerfeindliche Sprüche und Übergriffe, Neonazi-Parolen und die Verbreitung von rassistischen Computerspielen gemeldet. Und die pädagogischen Gegenkonzepte beschränken sich auf die allgemeine Forderung nach Öffnung der Schulen in den Stadtteil hinein und den Aufruf, die rechtsextremen Jugendlichen nicht gleich auszugrenzen.

Nur dem Engagement weniger einzelner LehrerInnen ist es zu verdanken, daß das Problem „Rechtsextremismus“ nicht völlig in Resignation steckengeblieben ist. So bringt ein Video -Film der Horner Schule an der Ronzelenstraße Skin-Heads und ihre SchulkameradInnen mit „antifaschistischer Gesinnung“ selber zu Wort. Nachdem die beeindruckende Dokumentation an der Schule vorgeführt wurde, hörten die Schlägereien auf. „Aber die Ursachen sind natürlich nicht beseitigt“, warnte die Video-Lehrerin Dagmar Gellert vor zu schnellen Schlußfolgerungen.

Ein Jahr nach dem Video-Pro

jekt ist die Skin-Gruppe an der Schule zwar auseinandergebrochen, „aber die Skins richten ihre Aggressionen jetzt gegen sich selber“, berichtete die Lehrerin. Zwei der Skins seien inzwischen auf dem Weg, sich mit harten Drogen selber umzubringen. „Es ist ein häufiges Manko unserer Projekte, daß sie kurzfristig zwar wirken, dann aber nicht fortgesetzt werden“, sagte Dagmar Gel

lert.

Von einem Mitarbeiter des Werder-Fan-Projekts wurde vor dem Versuch gewarnt, rechtsextremistische Jugendliche mit netten Freizeitangeboten in die vermeintlich heile Welt unauffälliger Jugendlicher zurückzulocken. „Skins und Körnerfresser passen einfach nicht zusammen“, so seine Erkenntnis aus der prakti

schen Arbeit. „Was hat dann eine Jugendfarm noch mit Pädagogik gegen Rechts zu tun“, fragte ein anderer Lehrer nach dem Sinn des zuvor präsentierten Huchtinger Projekts.

„Pädagogik gegen Rechts?“: In der Schule geht es nicht, außerhalb der Schule fehlen Kräfte und Konzepte und die Politiker sind ratlos.

Dirk Asendorpf

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