In guter Tradition

■ Schlagstockeinsatz gegen Pressefotografen

Mit Schlagstöcken und Schildern prügelten in der Nacht des 1. Mai in Kreuzberg Polizisten auf zwei Pressefotografen ein, die eine Festnahme fotografieren wollten. Beide erlitten schwere Verletzungen. Sabine Sauer (rechts) und Detlef Konnerth waren im Auftrag des 'Stern‘ unterwegs. Die Szene konnte von einem dritten Fotografen festgehalten werden.

Der Vorfall ereignete sich gegen 22 Uhr. In einer sonst ruhigen Situation, es flogen zu dieser Zeit keine Steine, es wurde nicht geräumt, nahmen Polizisten einen Mann fest. Die Fotografen beobachteten die Situation und liefen dazu. Detlef Konnerth erreichte den Polizeitrupp als erster und fotografierte. Daraufhin wurde er mit Schildern abgedrängt und geschubst. Er gab sich als Pressefotograf zu erkennen, doch die Behelmten zogen die Schlagstöcke und schlugen ihm auf Kopf und Rücken. Seine Kollegin, die inzwischen den Ort des Geschehens erreicht hatte, wurde ebenso mit Stöcken empfangen. Die Beamten warfen sie zu Boden und schlugen mit ihren Schildern auf ihren Rücken ein. Sie lag kurze Zeit ohnmächtig am Boden. Beobachter kümmerten sich um die Verletzte und brachten sie zu einem Sanitätswagen. Die Fotografin erlitt schwere Prellungen und wurde im Krankenhaus behandelt. Detlef Konnerth wurde zur Personalienfeststellung mitgenommen. Er trug eine Gehirnerschütterung und zwei Platzwunden am Kopf davon, die beide genäht werden mußten. Beide wollten gestern Anzeige gegen die Polizeibeamten erstatten.

Ihre Erfahrungen sind kein Einzelfall. In den vergangenen Jahren hat es ähnliche Vorfälle gegeben. 1988 mußte sich der damalige Innensenator Wilhelm Kewenig (CDU) wegen des brutalen Vorgehens der Polizei vor dem Innenausschuß rechtfertigen.

bf