Warnstreik für neue KollegInnen im Postamt

■ 150.000 Briefe blieben gestern unverteilt

Die Postfachinhaber des Bremer Postamts 1 guckten gestern früh in die Röhre: Ihre Fächer waren leer. Und auch die BriefträgerInnen hatten kaum etwas zu tragen, als sie am Morgen zur Zustellung aufbrachen. 150.000 Briefe waren von den 160 VerteilerInnen der Frühschicht nicht verteilt worden. Der Grund: Ein Warnstreik der Postgewerkschaft, mit dem sie Druck auf die Verhandlungen um einen „Tarifvertrag über Bemessungsvorgaben“ machen will.

„Die Frühschicht hat sich zu 100 Prozent am Warnstreik beteiligt“, freute sich gestern Personalrat Meissner, „das ist ein Zeichen dafür, daß wir nicht länger bereit sind, die Verzögerungstaktik der Arbeitgeber hinzunehmen.“ Der Streikgrund, die Forderung nach „Bemessungsvorgaben“, klingt nur für Außenstehende unverständlich. Für die Beschäftigten in den Verteilerräumen der Post geht es um den Streß am Arbeitsplatz.

„Arbeit darf nicht kaputtmachen“ fordert die Gewerkschaft

und will mit tarifvertraglich geregelten „Bemessungsvorgaben“ längere Erholungszeiten bei der schweißtreibenden Verteilerei erreichen. Die wurden von den Post-Chefs nämlich mit der Arbeitszeitverkürzung gleich mitverkürzt. Die Folge sind nicht nur höherer Streß bei der Arbeit, sondern auch ein deutlich höherer Krankenstand, der wiederum mit häufigerem Einsatz von Springern ausgeglichen werden muß.

Statt der von den Arbeitgebern angepeilten durchschnittlichen 3,6 Minuten Erholungspause pro Arbeitsstunde fordert die Gewerkschaft sechs Minuten. Und statt durchschnittlich 2,4 Minuten „Pinkelpause“ pro Stunde

-in der auch andere Gänge wie zum Beispiel zum Abholen des Gehalts oder zum Personalrat erledigt werden müssen fordert die Gewerkschaft vier Minuten.

Hinter dem Streit um Zehntelminuten verbirgt sich die Gewerkschafts-Forderung nach Neueinstellungen zur Arbeitsentlastung, die die Post-Führung grundsätzlich ablehnt .

Ase