„Planungskultur auf Null gefahren“

■ Scharfe Kritik der „Arbeitsgruppe Stadterneuerung“ nach einem Jahr rot-grüner Stadterneuerung

West-Berlin. „Für die Außenstehenden ist kein Gesamtkonzept sichtbar“: Deutliche Kritik an den Pfeilern „Wohnungspolitik“ und „ökologischer Stadtumbau“ der rot -grünen Stadterneuerung wurde gestern auf einer Pressekonferenz der „Arbeitsgruppe Stadterneuerung“ geübt. Die Planungskultur, so Rainer Bohne von der TU, sei im jetzigen Senat „auf Null gefahren“, ebenso werde die Bürgerbeteiligung „weniger ernst genommen als unter dem früheren Senat“. Als Symbol für den Verfall der Planungskultur sieht der TU-Planer Bodenschatz den Umgang mit dem Potsdamer Platz - für ihn Verdacht genug, daß „einige der die rot-grüne Koalition tragenden Kräfte“ Begriffe wie ökologischen Stadtumbau inzwischen als „Feigenblatt“ betrachten, „das mit den glänzenden Geschäftsaussichten einer Hauptstadt nicht mehr vereinbar ist und daher schleunigst auf den Müllhaufen geworfen werden muß“. Gefordert wird eine Gesamtstrategie, bei der die Begriffe ökologischer Stadtumbau und bauliche Politik nicht mehr unvermittelt nebeneinanderstehen. Dasselbe gelte für die Verkehrspolitik, die sich trotz spektakulärer Einzelmaßnahmen den Bürgern bisher als „Kette obrigkeitsstaatlicher Akte“ dargestellt habe. Max Guerra, TU -Politologe, sieht eine weiter verschärfte Wohnungsnot auf Berlin zukommen. Der von allen Senatsparteien vorgelegte Entwurf einer neuen Mietpreisregelung falle weit hinter die Mietpreisbindung zurück. Mit der Einrichtung eines Wissenschaftsschwerpunktes „Stadterneuerung“ an der TU will die AG das Vakuum wieder aufheben, das durch die Auflösung des gleichnamigen Bereichs an der HdK Ende 1989 entstand. Heute findet um 18.30 Uhr eine Podiumsdiskussion „Perspektiven einer Bestandsentwicklung für Berlin“ mit Senator Nagel, Umweltstaatssekretär Groth im TU -Mathematikgebäude, Raum 005 statt.

Sigrid Bellack