Spaltpilz bei den Grünen

■ Fraktion rüstet sich wegen einer Stellenbesetzung zum letzten Gefecht

Während allüberall der Mai im schönsten Grün vor sich hinstrahlt, ist bei den Bremer Grünen alles so trist und grau, daß einige gar Endzeitstimmung überkommt. Da fand vor kurzem eine Landesmitgliederversammlung statt, und die wenigen Versammelten waren sich nach einer guten Stunde Debatte einig, daß Öffentlichkeitsarbeit im Prinzip eine wichtige Sache sei. Da aber keiner bei Grüns so genau wußte, wer da was wie machen soll, beschloß der Landesvorstand schließlich, daß eine Fachfrau ein richtiges Marketing -Konzept für die Präsentation der Partei schreiben soll.

Aber das Problem der in die Jahre gekommenen Anti-Parteien -Partei sitzt wohl mehr im Inneren, so zum Beispiel im Bauch der Bestie, bei der grünen Fraktion. Die wird zum 1. Juni von einem der besten Geister verlassen, dem Wirtschafts-und Finanzfachmann Jürgen Holtermann. Holtermann ist der erste Grüne, der aus dem Apparat der Partei in eine senatorische Dienststelle wechselt. Er wird Referent für Grundsatzangelegenheiten und darf künftig Henning Scherf darüber informieren, was die Senatskollegen in den anderen Ressorts so treiben. „Die neue Aufgabe reizt mich mehr als die alte hier“, begründet Holtermann diplomatisch seinen Abgang. Den Klartext pfeiffen die Spatzen von allen grünen Dächern. Seit dem Weggang vom Ralph Fücks leidet Holtermann unter Fundi Paul Tiefenbach und Manfred Schramm, den neuen Wirtschaftsexperten, die Holtermann mitnichten für solche hält. Tiefenbach selbst ist über Holtermanns Abgang alles andere als traurig. „Er ist ein harter Realo. Das hat die Zusammenarbeit schwierig gemacht.“

Deshalb hat sich Tiefenbach schnell auf die Suche nach einem Neuen gemacht, der erstens kompetent und zweitens politisch eher links-grün sein sollte. Gegen Tiefenbachs Wunschkandidaten, Wolgang Pohl, früher Alternative Liste, laufen aber nun die Realas Trüpel, Jahnke, Schumann und Thomas Sturm. Sie wollen an einer solchen Schnittstelle der Fraktion auf keinen Fall einen weiteren Linken. Irmgard Jahnke drückte deshalb durch, daß erstens die Stelle ausgeschrieben und zweitens ein Bewerber mit Hochschulabschluß genommen werden soll. Einen solchen hat Pohl nicht. Worauf nun wiederum Tiefenbach durchsetzte, daß „und/oder gute Kenntnisse“ auch ausreichend sind.

Während es vordergründig nur um die Besetzung einer Stelle geht, wird bereits offen gemunkelt, daß dies der Anlaß für eine Spaltung der Fraktion sein könnte. Tiefenbach selbst bezeichnet die Situation als dramatisch. „Es sondert sich ein Flügel ab.“ Sein Angebot zur Kooperation: Wenn sich die Fraktion für einen anderen Bewerber entscheide, werde er dies auch akzeptieren.

Rosi Roland