Totalverweigerer in der DDR

Wenig Hoffnung auf Verteidigungsminister Eppelmann  ■ I N T E R V I E W

In der ganzen DDR gibt es sogenannte „Freundeskreise für Totalverweigerer“, seit 1985 existiert ein solcher auch in Ost-Berlin. Mit dabei ist der Wehrdiensttotalverweigerer Steffan Müller.

taz: Geht dir der Zivildienst nicht weit genug?

Steffan Müller: Der Zivildienst ist eine Institution, der die Einrichtung des Wehrdienstes bestehen läßt. Er hinterfragt den Wehrdienst nicht und legitimiert ihn in seiner Struktur.

Wieviele Wehrdiensttotalverweigerer gibt es in der DDR?

Die Gruppe der Aktiven beträgt in Berlin 20 bis 50. DDR -weit arbeiten rund 300 Leute an dem Problem. Daneben gibt es noch die Sympathisanten. 200 bis 500 sind das meiner Erfahrung nach in Berlin und landesweit entsprechend mehr.

Welchen Repressalien wart ihr in der Vergangenheit ausgesetzt?

Vor dem Studium mußte man den Wehrdienst absolvieren. Bei Verweigerung war die Chance auf einen Studienplatz gleich Null. Bei einem gefragten Ausbildungsplatz, zum Beispiel im Handwerk, gab's ähnliche Probleme.

Zur Zeit wird ein neues Zivildienstgesetz erarbeitet. Kann der neue Verteidigungsminister Rainer Eppelmann, der aus der Friedensbewegung kommt, eine positive Rolle spielen?

Er wird wohl Mühe haben, sich zu etablieren. Ich hoffe, daß er uns nicht vergißt. Aber nach seinen ersten Sprüchen, wie „Die NVA ist ein wichtiger Bestandteil einer europäischen Friedenspolitik“ und „Die Wehrpflicht wird nicht abgeschafft“, ist dies nicht zu erwarten.

Interview: Fred Kowasch