Null Bock

H. v. Puttkamer ist Direktor der Aachener Spielbank  ■  Russisch Roulette wäre zu laut

taz: Mögen Sie den Begriff „Zocken“?

Harro von Puttkamer: Nicht so gerne. Zocken hat so einen negativen Beigeschmack. „Spielen“ drückt doch dasselbe aus.“

Spielen Sie selbst gerne?

Nein, ich bin mehr ein Nichtspieler. Ich bin sehr musikalisch, habe auch ein gutes Empfinden für Kunst. Aber der Reiz am Spiel hat mich noch nie angesprochen. Und ich muß immer mit Eselsbrücken versuchen, die Gäste zu verstehen.

Deshalb, weil Sie als Kaufmann wissen: Ich kann nur verlieren?

Neinneinnein. Die Chance ist 1:37, das weiß auch jeder Kunde. Die Bank behält nur 2,37 Prozent, der Rest verteilt sich unter den Gästen. Wenn ich rechnen würde, müßte ich eher Lotto spielen. Lotto schüttet nur 50 Prozent aus.

Aber ohne die Null wäre alles pari. Ihre gesamte Existenz beruht auf einer Null. Sie verdanken Ihre Stellung einer Null.

So würde ich das nicht sehen.

Was fällt Ihnen denn sonst zum Wort „Null“ ein?

Zero, Grün, Null als Nichts, oder: etwas Schönes, Rundes.

Was wären Sie, wenn es Roulette nicht gäbe?

In irgendeinem anderen Management tätig, wo andere Dienstleistungen angeboten werden.

In einem anderen Sektor des Vabanque-Spiels, etwa Atomindustrie, oder was mit Glück zu tun hat, vielleicht Ehevermittlung oder Schornsteinfeger-Business?

Ach, dann vielleicht Ehevermittlung. Ich habe hier Menschenkenntnis gelernt. Partnerberatung könnte ich mir vorstellen.

Erlebten Sie mal Spielsüchtige?

Nein, ich las nur darüber, das war mir immer ein Buch mit sieben Siegeln, das kenne ich mehr von meinen Kindern, oder von mir in einem Jazz-Konzert, da flippe ich aus. Aber ich komme nicht auf die Idee, mich um Kopf und Kragen zu bringen dabei.

Hat sich denn hier im Spielkasino schon mal jemand um Kopf und Kragen gebracht?

Schwer zu sagen. Spielt einer über seine Verhältnisse, sperren wir ihn, oder er sperrt sich selber.

Kommt der Name Puttkamer nicht aus der DDR?

Aus dem Osten, aus Pommern, aus dem Baltikum. Die bekannteste Puttkamer war die Frau des Reichskanzlers Bismarck.

Das gäbe vielleicht eine besondere Verbindung, im Osten, insbesondere in der DDR, endlich ein Spielcasino aufzumachen.

Nicht deswegen - es ist ja ein Zufall, daß ein Puttkamer in der Spielbank ist - aber die DDR würden wir sicher, wenn die Bedingungen stimmen und alles seriös genug abgewickelt wird, mit Spielbanken versehen wollen. Da gibt es schon Überlegungen. Das kann schnell gehen.

Ein letztes zum Thema Osten. Sie haben American Roulette jetzt in Aachen eingeführt. Gibt es hier auch bald Russisch Roulette?

Ich hab als mal hier der russische Botschafter hier war, dem das angeboten. Aber er wollte nicht. Es ist auch zu laut.

Interview: müll