Ausländergruppen formieren sich

■ Netzwerk gegen Rassismus vor Gründung / DDR-Ausländerfeindlichkeit schweißt Initiativen aus West und Ost zusammen / Karawane mit einem syrischen Märchenerzähler durch Thüringen

Berlin (taz) - Die Organisation ist noch nicht gegründet, doch das erste Projekt steht fest: Mit einer Karawane will das „Netzwerk“ gegen Rassismus und Diskriminierung von Ausländern, dessen Gründungskongreß an diesem Wochenende in Frankfurt/Main stattfindet, Mitte Juni durch die Gegend um das thüringische Erfurt tingeln. Nicht zufällig haben sich die Initiatoren, die sich auf Einladung der Frankfurter Initiatve „SOS Rassismus“ zusammengefunden haben, den Süden der DDR ausgesucht. „Die offensichtliche, massive Ausländerfeindlichkeit in der DDR“, so Netzwerk-Mitgründerin Franziska Perez Garcia, „hat bei den westdeutschen Ausländergruppen für Erschrecken gesorgt.“ Und für ein Zusammenrücken. Angesichts der als bedrohlich empfundenen Einheit beider deutscher Staaten rückten Initiativen und Verbände zusammen, die, so Frau Garcia, früher „nicht über den Tellerrand nationaler Interessen hinausgeschaut“ haben.

Etwa 40 Initiativen kommen heute und morgen in Frankfurt zusammen. Einige Gruppen aus der DDR, Vertreter des Neuen Forums sowie der Ost-Grünen haben sich ebenfalls angekündigt. Zu diskutieren und beschließen ist die Einrichtung einer Koordinierungsstelle, die den Überblick behalten soll über die vielfältigen Aktivitäten der unterschiedlichsten Ausländergruppen. Einen Dachverband plant man nicht. Die Gruppen sollen unabhängig voneinander arbeiten. Aber eben nicht nebeneinander. Um Kampagnen zusammenzuführen und Kontroversen innerhalb der Ausländerszene abzubauen, sollen (vorerst) vier feste Stellen in der Frankfurter Netzwerk-Zentrale installiert werden. Das notwendige Geld soll aus kommunalen oder Bonner Töpfen beschafft werden. Auch die Gründung einer Stiftung ist im Gespräch.

Bei der Karawane durch Thüringen sollen eher unkonventionelle Methoden angewendet werden: keine Diskussionsveranstaltungen, aber praktische Beispiele multikulturellen Lebens. Wie auf einem Jahrmarkt soll es bei den Stationen zugehen, mit Tanz- und Musikgruppen, mit internationaler Küche und einem syrischen Märchenerzähler. So, hofft Franziska Perez Garcia, könne man Otto Normalverbraucher (Ost) darauf hinweisen, daß zur deutschen Einheit auch die viereinhalb Millionen Ausländer gehören als etwas Selbstverständliches.

ak