Versehentliche Festnahme

■ In Libyen Festgenommene ohne Kontakt zur BRD-Botschaft

Basel (taz) - Bei der Festsetzung zweier westdeutscher Techniker in Libyen handelt es sich nach Überzeugung der betroffenen Firma um ein Mißverständnis. Die libysche Nachrichtenagentur 'Jana‘ hatte gemeldet, die beiden Deutschen würden im Zusammenhang mit dem angeblichen Brandanschlag auf die umstrittene Chemieanlage in Rabta verhört. Am 14. März wurde aus Rabta ein mysteriöses Feuer gemeldet, bei dem es sich nach libyschen Angaben um einen Sabotageakt, nach jüngster Einschätzung westlicher Geheimdienste aber womöglich um ein von libyscher Seite selbst inszeniertes Ablenkungsmanöver gehandelt haben soll. Die libysche Regierung hatte damals die Verhaftung von fünf Verdächtigen gemeldet, wovon drei libysche Staatsbürger seien.

Bereits seit dem 25. März, so wurde erst jetzt bekannt, halten libysche Sicherheitsbeamte die beiden westdeutschen Techniker Horst Schröder und Peter Osterhoff in einem ehemaligen Gästehaus nahe der Stadt Homs fest. Die Bonner Botschaft in Tripolis erfuhr davon erst vor einigen Tagen nach Hinweisen westlicher Geschäftsleute. Es ist derzeit unklar, ob es sich bei den beiden Deutschen um zwei der fünf erwähnten Verhafteten handelt.

Am Montag dieser Woche bestellte das Außenministerium in Bonn den Leiter des dortigen libyschen Volksbüros (Botschaft) ein: Das Auswärtige Amt verlangt eine offizielle Begründung für die Festnahme sowie unbeschränkte Besuchserlaubnis durch westdeutsches Botschaftspersonal. Nach zwei Besuchen wird deutschem Botschaftspersonal mittlerweile offenbar der weitere Kontakt mit den Technikern verweigert.

Die beiden Westdeutschen arbeiteten für die in Pinneberg ansässige Firma Tukay International, ein kleineres Unternehmen, das nach eigenen Angaben auf industriellen Rohrleitungsbau spezialisiert und seit fast zehn Jahren in Libyen geschäftlich engagiert ist. In dieser Zeit, so die Geschäftsleitung gegenüber der taz, habe es „nie Probleme“ gegeben. Bei der Verhaftung der beiden Mitarbeiter könne es „sich nur um ein Mißverständnis handeln.“ Mit dem tatsächlichen oder vorgetäuschten Brandanschlag auf die Chemiefabrik in Rabta, so beteuerte eine Firmenvertreterin, „haben unsere beiden Mitarbeiter ganz sicher nichts zu tun.“

Thomas Scheuer