Prinzip Hoffnung in Block 21

■ Werder Bremens Fußballer können machen, was sie wollen: Sonne, Harttgen und zwei Tore reichen

Im sonnenüberfluteten Weserstadion freuen sich 30.000 ZuschauerInnen, denn der neue Deutsche Meister ist zu Gast und Werder führt 2:0. Der Herr in Block 21 ist zu und zu glücklich. „Wir Dauerkarteninhaber sind schon lange nicht mehr verwöhnt worden. Das ist doch richtig klasse heute.“ Ganz besonders stolz ist er auf Uwe Harttgen. Der kommt aus Bremen-Osterholz, wie er, und hat auch noch zwei Tore geschossen. „Immerhin gegen die Bayern.“

Werder und seine AnhängerInnen sind genügsam geworden. Nach dem letzten Heimspiel der Saison und vor dem abschließenden Spielen gegen Leverkusen und Kaiserslautern, sieht die Situation ohne eine grün-weiße Brille nüchtern aus. Ein siebter Platz bisher, der sich bei ungünstigen Bedingungen noch um drei Positionen verschlechtern kann, nur ein einziger Auswärtssieg und insgesamt 14 Unentschieden sind

die Bilanz.

Der Herr in Block 21 sieht das alles nicht so tragisch. Auf und ab gehe es eben immer, das sei wie im richtigen Leben. Und was ist mit den Tor-Orgien von früher? So ein herzhaftes 5:0 mit tollen Kombinationen oder wenigstens ein 3:2 gegen Bayern München? Als unerschütterlicher Unterstützer seines SV Werder kennt er die hinlänglich bekannten Gründe der mageren Ergebnisse, doch mehr als mangelnde Motivation und fehledes Glück fällt auch ihm nicht ein.

Bei den sogenannten „Pressekonferenzen“ nach dem Spiel erfahren auch Journalisten keine hand-und fußfesten Erläuterungen zum Spiel. Ein Herr „Osram“ Heynckes empörte sich mit hochrotem Kopf unaufhörlich über Abseits, und Herr „Laßt mich in Ruhe“ Rehagel empfand den Anlaß offenbar unter seiner Würde. Jeder noch so behutsam formulierten Frage begegnete er mit lustlosen Null-Phrasen, als ob er sich in verbaler Weise dem Fußballspiel seiner Untergeben auf dem Rasen angleichen wollte. Vielleicht

trifft aber auch der Umkehrschluß zu, bei Werder scheint es zumindest möglich.

Werder Bremen, „die europäische Spitzenmannschaft“, so die vereinsinternen Verlautbarungen, ist inzwischen langweiliges Mittelmaß, das mag auch die Zufallsbekanntschaft in Block 21 nach einiger Zeit nicht mehr leugnen. „Na ja, wenn man sich die Namen auf der Auswechselbank anschaut. Schaaf, Wolter, Burgsmüller, und Kutzop. Von denen kommt doch auch nichts.“ Womöglich wird sich daran auch nicht viel ändern, wenn die zusammengepressten Lippen der Verantworlichen nicht doch etwa positiv zu verstehen sind. Am Samstag mußten die ZuschauerInnen aber erst einmal mit einer Schmach zurechtkommen. Das mitgereiste Häufchen Bayern-Fans rief neunzig Minuten lang:„Wir sind Meister und ihr nicht“ und übertönten beim 2:2 Ausgleich sogar das Bremer Publikum.

Da lassen wir eine Saison lang die grün-weißen Ball -Bemühungen über uns ergehen, müssen das dumpfe Gerede der Offiziellen ertragen und sollen applaudieren. Der Herr in Block 21 ist nicht sehr glücklich über die Kritik des nölenden Reporters. „Eigentlich haben Sie mir jetzt das Spiel vermiest“, sagt er ungnädig. Selbst schuld. Mins Minssen jr