Ringen um den Metall-Tarif

■ Einigung in Süddeutschland brachte Tarifparteien überraschend an den Verhandlungstisch / Ergebnis steht noch aus

Überraschend hatten sich am Sonntag vormittag die Tarifparteien der Metallindustrie zur neunten Verhandlungsrunde für die rund 80.000 Beschäftigten ihrer Branche im Unterwesergebiet und nordwestlichen Niedersachsen zusammengesetzt. Um zwölf, nach etwa einer Stunde Abklärungsgespräch, hatte der Gewerkschaftssprecher gemeldet: „Die Verhandlungsgespräche sind aufgenommen. Eine Originalübernahme der Ergebnisse aus Nordwürttemberg/Nordbaden ist von seiten der Arbeitgeber nicht möglich.“

Stunde um Stunde saßen sich dann im 2:2 Gespräch IG Metall -Bezirkssekretär Frank Teichmül

ler mit Tarifsekretär Heinz Bracke und auf Arbeitgeberseite der Verhandlungsführer Uwe Boeke mit Eberhard Schodde, dem Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Unterweser im Novotel in Achim gegenüber. Während die Gewerkschaft in den Verhandlungspausen davon sprach, daß die Arbeitgeber lediglich eine Verschlechterung des in Süddeutschland erzielten Kompromiß‘ einführen wollten, betonten die Arbeitgebervertreter: „Von einer Schlechterstellung ist keine Rede. Maßgabe für die Verhandlungen sind die wesentlichen Eckpunkte der Einigung von Göppingen. Die Ergebnisse müssen jedoch regionalspe

zifisch übertragen werden.“

Der Südkompromiß sieht u.a. einen Einstieg in die 35 -Stunden-Woche vor - in zwei Stufen für 1993 und 1995, sowie 6 % mehr Lohn ab 1. Juni. Rückwirkend sollen die Metallbeschäftigten in Nordwürttemberg/Nordbaden für April und Mai eine pauschale Vergütung von 200 und 222 Mark und einen zusätzlichen Sockelbetrag von DM 240 erhalten. Wie der Gewerkschaftssprecher gestern in Achim mitteilte, wollten die Arbeitgeber den Beschäftigten in Bremen jedoch nur 204, im nordwestlichen Niedersachsen sogar nur 183 Mark Pauschalzahlung für April/Mai zugestehen und die Einmal -Zahlung von 240 Mark

überhaupt nicht. Diese 240 Mark seien in Süddeutschland für den Wegfall der Kontoführungsgebühren vorgesehen, erklärte unterdessen Arbeitgebersprecher Baum, so daß dieser regionalspezifische Betrag im Norden gar nicht zur Debatte stehe.

Weiterer Knackpunkt der gestrigen Verhandlungen: Laut Südkompromiß dürfen 18 % der Beschäftigten auf freiwilliger Ba

sis bis zu 40 Stunden pro Woche arbeiten. Die Arbeitgeber im Tarifgebiet Unterweser / nordwestliches Niedersachsen wollen diese Zahl dagegen auf 26-28 % festschreiben. „Wenn sich hier nichts ändert, wird es zu keinem Verhandlungsergebnis kommen“, betonte die IG Metall. Bei Redaktionsschluß saßen die Tarifparteien noch im Verhandlungszimmer.

ra