Das siebte Jahr ist doch verflixt

Nach dem 0:1 gegen Fortuna Düsseldorf ist der SV Waldhof Mannheim fast abgestiegen  ■  Aus Mannheim G. Rohrbacher-List

„Normalerweise können wir ohne Nervenbelastung spielen, denn wir sind praktisch abgestiegen.“ Das verkündete Uwe Zimmerman gegenüber der Lokalpresse, einen Tag vor dem zum Endspiel um den Klassenerhalt hochgeputschten Match des SV Waldhof gegen Fortuna Düsseldorf.

Der Keeper irrte. Ein Sieg hätte dem SVW noch alle Möglichkeiten gelassen, auch ein achtes Jahr der Bundesliga anzugehören. Aufgestiegen 1983 mit Trainer Klaus Schlappner, der die erfahrenen Waldhöfer Sebert, Dickgießer, Böhni und Bührer und die deutschen A-Jugend-Meister Zimmermann, Schön, Quaisser und Tsionanis zu einer hoffnungsvollen Mannschaft formte, ist nach dem 0:1 gegen die Fortuna der Abstieg näher als vor zwei Jahren, als der SVW in die Relegation mußte. Ein gewisser Bernd Klotz verwandelte damals in Saarbrücken den rettenden Elfmeter gegen Darmstadt 98.

Ausgerechnet jener, Klotz, Lückenbüßer für Uwe Fuchs, schoß den SV Waldhof nun wohl endgültig in die zweite Liga. Von der 60. Minute an war der SVW punktgleich mit dem VfL Bochum, der in Homburg zurücklag. Doch nach 24. Minuten zerrannen die letzten Hoffnungen, nachdem die Waldhof -Angreifer auch die klarsten Chancen verschmäht hatten.

Doch Günter Sebert machte seiner Mannschaft keine Vorwürfe. Vielmehr sah er vor allem die Spieler völlig überfordert, die bei normalem Personalstand auf die Tribüne müssen. So saßen auf der Ersatzbank gleich drei Amateure aus der Verbandsliga.

Für Günter Sebert, seit 1957 (damals neun, heute 42 Jahre alt) für den SVW aktiv, ist Abstieg nichts absolut Neues. Als er noch aktiv spielte, mußte der SVW aus der damaligen Regionalliga Süd für kurze Zeit in die Amateurliga. Der Wiederaufstieg gelang, und in Folge qualifizierten sich die Blau-Schwarzen für die Zweite Liga Süd, die eingleisige Zweite Bundesliga, und schafften schließlich den Aufstieg ganz nach oben.

Doch noch heute fehlt Mannheim ein bundesligataugliches Stadion, in dem ein Erstligist überleben kann. Sechs Jahre lang wurde im Ludwigshafener Exil gekickt, zuletzt vor derart kleinen Kulissen, die echte Verstärkungen der Mannschaft ausschlossen. Und selbst die hatte der SVW tolpatschig vergrault, als mit einem Schlag Jürgen Kohler, Maurizio Gaudino und Fritz Walter den Klub verließen, für insgesamt sechs Millionen Mark. Das Geld wurde in der Breite investiert, die Liste der längst wieder entschwundenen Fehleinkäufe ist lang.

Hinzu kam psychologisches Unvermögen bei Vorstand und Trainer, als man mit dem Unentschieden gegen Werder und Leverkusen zufrieden war und sich sicher fühlte. Aus dieser Fehleinschätzung heraus reifte wohl auch Seberts Entschluß, die Mannschaft nach dem 4:0 gegen Kaiserslautern kurzfristig seinem Assistenten zu überlassen, um in Köln den Trainerschein zu machen.

Freuen werden sich jetzt diejenigen, denen der SV Waldhof und der FC Homburg schon immer ein Dorn im Auge waren; gleich paarweise wird man sie nun los. Und in Mannheim macht das Gerücht die Runde, auch im Rathaus säßen welche, denen der Abstieg gelegen käme, wäre damit doch die leidige Stadionfrage endgültig geklärt.

Daß Waldhof beim HSV gewinnt und Bochum gegen den KSC verliert, daran glaubt auf dem Waldhof kaum einer. Und wenn, dann drohte das nächste Drama der Waldhöfer Fußballhistorie: die Relegation, womöglich gegen den 1. FC Saarbrücken. Trainer: Klaus Schlappner. MANNHEIM: Zimmermann - Dickgießer - Tsionanis, Wörns Zechel (69. Lässig), Lux, Güttler, Siebrecht, Schindler Bührer, Rudel (82. Wörner)

DÜSSELDORF: Schmadtke - Loose - Wojtowicz (46. Spanring), Werner Baffoe, Schütz, Kaiser, Krümpelmann (64. Walz), Büskens - Klotz, Allofs

Zuschauer: 11.000

Tor: 0:1 Klotz (83.)