Hebammen gehen vom Kreißsaal auf die Straße

■ Sie protestieren jetzt gegen katastrophale Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung mit bundesweiten Aktionstagen

Köln (taz) - Sie dürfen jeden Tag neuem Leben zum Durchbruch verhelfen, süße Babys baden und das intime Glück erleben, wenn ein Paar zu Eltern wird. Trotzdem sind die 6.000 Hebammen nicht zufrieden. Bundesweit gingen sie am Samstag auf die Straße. Ihre Arbeitsbedingungen im Kreißsaal seien unerträglich. Häufig seien mehrere Geburten gleichzeitig zu betreuen. Es würden mehr Medikamente verteilt, um die unzulängliche Betreuung der Frauen aufzufangen, es käme zu unnötigen Kaiserschnitten, und Komplikationen würden zu spät erkannt. Der Bund Deutscher Hebammen (BDH) fordert 1.000 neue Planstellen in den Krankenhäusern, damit die Arbeitszeiten ohne Überstunden und Rufbereitschaften eingehalten werden können. Gesine Habermann vom BDH: „Es muß sich schnell etwas ändern, die Geburtenzahlen steigen.“ Berufsänfangerinnen halten oft nur zwei bis drei Jahre durch und flüchten dann in andere Berufe.

Den freiberuflichen Hebammen reicht die Anerkennung, ein Blumenstrauß und eine Flasche Sekt zusätzlich für die Geburt nicht. Für Geburten bis zu zehn Stunden erhalten sie 230 Mark. Erst für jede weitere Stunde darf zusätzlich abgerechnet werden. Pro Wochenbettbesuch zu Hause gibt es 22 Mark. „Den Bauchnabel des Kindes anzusehen, dauert fünf Minuten, aber die Mutter zu beraten eine Stunde“, sagte eine Kölner Hebamme. „Freie Abende zu planen oder das Familienleben, geht sowieso nicht.“ Aus dem Hause Blüm werden jetzt 25 Mark mehr pro Geburt (nur an Wochenenden und nachts) sowie sechs Mark mehr pro Hausbesuch geboten.

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