Existenzgründerinnen unter sich

■ Frauenforum „Frauen gestalten Wirtschaft“ im ICC in Berlin / Es kamen weniger Frauen als erwartet / Lediglich vier Prozent aller Führungspositionen sind in der BRD von Frauen besetzt

Berlin (taz) - Von den Räumlichkeiten her mehr an den Rand gedrängt, für Frauen jedoch ein wichtiger Bestandteil der Gründertage 1990 im Internatiobalen Congress Centrum war das Frauenforum am Sonntag. Regelmäßig finden zu den Gründertagen spezielle Frauenveranstaltungen statt. Nicht zuletzt, weil Frauen immer noch lediglich vier Prozent aller Führungspositionen in der Bundesrepublik besetzen. Obwohl sie nach Meinung von Erika Körner von der Deutschen Bank einfühlsamer, kreativer und demokratischer als Männer sind.

Relativ kurzfristig eingeschoben in das Programm fand das Frauenforum III leider nicht so viele Zuhörerinnen. Aber letztendlich kamen dann doch 50 zukünftige Gründerinnen zusammen.

Das Netzwerk für Frauen in Führungspositionen EWMD (European Women's Managment Network) hatte es sich als Veranstalter des Forums zum Ziel gesetzt, Frauen einen Überblick zu geben, welche Aspekte sie bei der Gründung eines eigenen Betriebes zu beachten haben. Besonders für die neuen DDR-Frauen, die ins UnternehmerInnentum aufsteigen wollen, war das Forum gedacht.

Sie würden, wie Dagmar Brodde vom EWMD formulierte, gleich eine aktive Rolle bei der Umgestaltung der Wirtschaft spielen können und sich nicht erst in den Hintergrund drängen lassen. Doch gerade aus der DDR waren von den meist im entsprechenden Gründerinnenlook gekleideten Frauen nur die wenigsten. Am Vortag soll es besser ausgeschaut haben.

Untergliedert war die sonntägliche Veranstaltung in verschiedene Komplexe. Über „Märkte im Wandel“ referierte Dr. Brigitte Clemens Ziegler vom Institut für Markt- und Verbrauchsforscher und vergaß dabei nicht, die ökonomische Entwicklung in der BRD mit der politischen zu verbinden. Deutlich wurde wohl allen Zuhörerinnen, daß Firmen nicht nur bei der Gründung, wenn auch dort besonders, sondern ständig den Markt im Auge behalten müssen. Hier hieß das Stichwort in der Diskussion: Finde Wünsche und erfülle sie.

Gerda Lischke vom „Gründungsrausch“, dem Frauennetzwerk „Goldrausch“ zugehörig, welches Beratung und zinslose Kredite für Frauenprojekte bietet, gab sowohl psychologische Hinweise zur Persönlichkeitshinterfragung als auch handfeste Tips für die notwendigen Geschäftspraktiken. Eins müssen Frauen bei einer Firmengründung wohl immer im Kopf behalten: Mithelfende Familienangehörige, sind zu 84,2 Prozent Frauen und nur zu 15,8 Prozent Männer. Gründerinnen sollten also, nach ihrer Auffassung, mehr ihrer eigenen Kraft vertrauen.

Der folgende Teil bot die Gelegenheit des Gesprächs mit Frauen, die bereits vor sechs Jahren beziehungsweise in den letzten Monaten ihre eigenen Firmen aufgebaut hatten. Hier wurden Fragen und Antworten sehr konkret; fast war schon die geschäftsschädi gende Informationsweitergabe er reicht.

Die beiden Frauen aus der DDR, die die Creativ Werbeagentur GmbH gegründet haben, konnten leider erst über die Probleme bei der Erringung ihrer Geschäftsräume berichten. Schade, aber auch klar, so lange gibt es Marktwirtschaft made in GDR ja nun doch noch nicht.

Marinka Körzendörfer