Ausländische Protestwahl

■ Türken organisieren Testwahlin Delmenhorst

Wenn am Sonntag die Niedersachsen ihren neuen Landtag wählen, müssen viele von ihnen wieder vor der Tür der Wahllokale bleiben: die Niedersachsen ausländischer Nationalität. In Delmenhorst sind sie allerdings zu einer parallel stattfindenden „Testwahl“ aufgerufen. Der „Verein der Arbeiter und Jugendlichen aus der Türkei“ hat sie für die 4.815 Delmenhorster AusländerInnen selbst organisiert.

Extra erarbeitete Wahllisten werden die doppelte Abgabe von Stimmen verhindern, das gesamte Abstimmungsverfahren ist beim Ordnungsamt angemeldet worden. In Wohngegenden mit einem hohen ausländischen Bevölkerungsanteil werden Wahlvorstände gebildet und Wahllo

kale eingerichtet - allerdings im Unterschied zu denen der bundesdeutschen Paßinhaber unter freiem Himmel. Die Auszählung der Stimmen wird überwacht, das Ergebnis soll am Montag nach der Wahl bekanntgegeben werden.

Mustafa Uygun, Vorsitzender des türkischen Arbeitervereins, lebt seit 16 Jahren in Delmenhorst. „Wir zahlen Steuern wie alle anderen Bürger auch, aber wir haben kein politisches Mitspracherecht“, begründet er die „symbolische Test- und Protestwahl“. Uygun: „Wir protestieren auch dagegen, daß zu dieser Landtagswahl Parteien wie die Republikaner zugelassen wurden, die eindeutig ausländerfeindliche Positionen beziehen.“

Peter Vogel