GEW: „15 Prozent aller Kita-Stellen unbesetzt“

■ Kita-MitarbeiterInnen wundern sich, warum nach dem „Posturteil“ kein Tarifvertrag für Kitas möglich sein soll

15 Prozent aller Stellen in den Kitas sind nicht besetzt. Auf diesen „katastrophalen Zustand“ machte gestern die GEW aufmerksam. Die Folge der Unterbesetzung führe zur Zusammenlegung der Kindergruppen und erhöhe den Krankenstand der MitarbeiterInnen, so GEW-Vorsitzender Erhard Laube. Als konkretes Beispiel nannte er Spandau: Von 500 Stellen können 33 Ganztagsstellen und 25 Halbtagsstellen nicht besetzt werden. Auch in Integrations-Kitas müßten Gruppen zusammengelegt werden.

Zwei Tage vor dem Streiktag der Kitas am kommenden Freitag ist die Stimmung aber auch aus anderen Gründen schlecht. Nach dem Posturteil des Bundesarbeitsgerichtes von vor vier Wochen können die ErzieherInnen den bisherigen Argumenten des Senats gegen einen Kita-Tarifvertrag immer schlechter folgen. Eine Leiterin einer Charlottenburger Kita sagte gestern der taz: „Warum soll für uns ein Tarifvertrag nicht möglich sein, wenn es für die Post auch möglich ist?“

Es beruhigt auch niemanden, daß die 396 Kitas zum 1. Juli 248 neue Stellen bekommen. Die Leiterin einer Charlottenburger Kita: „Wir kriegen eine der Stellen, aber ach Gott - wir hatten in letzter Zeit über 50 Prozent Personalausfall. Da schreibe ich dann die Eltern an, ob sie ihre Kinder anderweitig unterbringen können. Viele können's natürlich nicht. Es ist furchtbar.“

Wegen des Personalmangels können sich MitarbeiterInnen vieler Kitas auch nicht an die Empfehlung der Gewerkschaften GEW und ÖTV halten, die Vor- und Nachbereitungszeiten während der Arbeitszeit zu nehmen. Denn „wenn wir kein Personal haben, muß ich die Kollegen bitten, länger zu bleiben - unbezahlt“, so eine Leiterin aus Kreuzberg.

Am Rande der gestrigen Senatssitzung kam es offenbar erneut zu altbekannten Meinungsverschiedenheiten zwischen der Innen - und der Jugendverwaltung, nachdem Jugendsenatorin Anne Klein noch einmal Sympathien für Tarifverhandlungen bekundet hatte. Eine bereits verschickte Erklärung aus dem Hause Klein wurde zurückgezogen.

diak