Transsylvanischer Jazz

■ Rumänische Jazzmusiker erstmals in der BRD und gleich in Bremen

Rumänische Jazztage in Bremen, wer denkt da nicht sofort an Weihnachten 1989, an Schießereien in Bukarest, an Massenmorde in Temesvar und den erschossenen conducator? Was das mit Musik zu tun hat? Wir wissen es nicht, vielleicht werden wir es heute und an den beiden folgenden Tagen im Studio Auf den Höfen hören.

Aus der Jazzszene Rumäniens ist bisher wenig bekannt. Daß es sie gibt, davon zeugen Namen wie Johnny Raducanu oder Eugen Gondi und die Bands EGC und Labyrinth. Ein Mircea Tiberian wurde 1987 gar zum rumänischen Musiker des Jahres gewählt.

Sie alle werden in Bremen, dem Auftakt ihrer kleinen Tournee, auftreten. Trotz Securitate, Mangelwirtschaft und fehlender Unterstützung hat sich in Rumänien eine Jazzszene etabliert. Immerhin, in Rundfunksendungen und auf Festivals durften sich die MusikerInnen präsentieren, manchmal sogar vor 3000 ZuhörerInnen wie in Costinesti, eines der vier offziellen Jaszztreffe in Rumänien. Ceaucescus Schergen ließen hin und wieder auch Plattenaufnahmen zu. Raducanu veröffentlichte einige Pianosoloplatten mit Ragtime-Swing-und Bopstücken. Die einzige Avantgarde-Publikation entstand allerdings auf private Initiative hin - und mit der Unterstützung westlicher Musiker. Darunter befand sich auch ein Bremer Bassist, Reinhard Hammerschmidt, der als Mitveranstalter neben der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft des kleinen Festivals auftritt und die Kontakte herstellte.

Stilistisch ist das Programm der drei Tage breit gefächert. Heute abend um 20 Uhr beginnt das erst seit kurzem bestehende Trio EGC mit dem „Philosophen der Perkussion“, Eugen Gondi als zentraler Figur am Schlagzeug. Danach kommt es zum Auftritt einer rumänisch-deutschen Fusion mit der East West Connection um den Avantgarde-Drummer Corneliu Stroe. Er bemüht sich, rumänische Folkloreeinflüsse mit neuen Jazztönen zu vereinen. Ihm zur Seite stehen ein Zymbalspieler, ein Piano sowie die beiden Deutschen Hammerschmidt und Martin Verborg (sax, violin).

Am Samstag Abend, 20 Uhr, geht es etwas traditioneller zu. Das Doppelkonzert wird eröffnet von Johnny Raducanu am Piano. Danach folgt mit Labyrinth ein Trio (piano, bass, drums), das eine „Vermischung des Monk-Mingus-Sounds mit der Europäischen Sensibilität“ auf seine Fahnen geschrieben hat. Auch in Rumänien scheint die Liebe für nichtssagende Schubladen-Bezeichnungen virulent. Daß aber kein langweiliger Dixie-Jazz gespielt wird, versichert der Veranstalter.

Am Sonntag um 11 Uhr Mittags steht eine abschließende Session aller beteilgten Musiker auf dem Programm. Low J.F