Gegen die Todesstrafe

(Der Zwang zum Bösen, 23.15 Uhr, ZDF) Der deutsche Titel dieses US-amerikanischen Spielfilms aus dem Jahr 1959 spielt in der hierzulande üblichen Plumpheit auf Orson Welles‘ Klassiker Im Zeichen des Bösen an. In diesem Orignal Compulsion betitelten Kriminal- und Gerichtsfilm aber führt Welles weder Regie noch verkörpert er einen bulligen Bösewicht. Vielmehr engagiert er sich als rhetorisch begabter Anwalt gegen die Todesstrafe. Diese droht zwei jungen Männer, die allein aus dem Interesse am „perfekten“ Mord einen 13jährigen Jungen umgebracht haben. Der Regisseur Richard Fleischer schuf diesen Film nach einem Buch von Meyer Levin, der darin die Umstände eines realen Kriminalfalls aus dem Jahr 1924 nachzeichnete. Die Umstände der Nachkriegszeit, die Prohibition, die damals in ihrer Heimatstadt Chicago allgegenwärtige Gewalt, vor allem aber mangelnde Obhut im Elternhaus und in der Schule ließen die beiden 18- und 19jährigen Jungen, beide hochintelligent und aus bestem Hause, Zuflucht bei abstrusen Weltbildern und falsch verstandenen Philosophien suchen. Orson Welles läuft zur Höchstform auf; neben ihm brillieren Dean Stockwell und Bradford Dillman.

H.K.