Definitv kein Fall von Filz

■ Medienanstalt sucht Öffentlichen Kanalarbeiter und findet ihn wohnort- und parteinah

In der Personalpolitik im Öffentlichen Dienst Bremens spielt immermal ein merkwürdiger Stoff eine Rolle: Ein Faserverband aus losen, nicht gesponnenen Tierhaaren, die zusammengepreßt oder gewalkt werden. Warm ist er, reißfest, ziemlich luftundurchlässig und vor allem vielfältig verwendbar. Sie werden es ahnen, wir reden vom Filz.

Einen Fall gemäß dem Motto, eine Filzlaus hackt der anderen kein Auge aus, sondern im Gegenteil, wollen aufmerksame Beobachter des Pöstchenbeschaffungswesens in der Bremer Landesmedienanstalt ausgemacht haben. Dort läuft zur Zeit das Bewerbungsverfahren für den Beauftragten für den Offenen Kanal. Der/die Betreffende soll künftig alle Initiativen und wer sonst auch immer sich mit eigenen Beiträgen über TV oder Radio an die Öffentlichkeit wenden möchte, beraten und koordinieren, eine Art Intendant des Alternativfunks also. Wolfgang Schneider, Chef der Landesmedienanstalt, schrieb die Stelle, wie sich das gehört, öffentlich aus und machte zur Auflage, daß der öffentliche Kanalarbeiter in Bremerhaven zu sitzen habe. Um ganz sicher zu gehen, daß auch ja ein kompetenter Bewerber dabei ist, machte sich Schneider auf Personalakquise und wurde direkt in seinem Landesrundfunkausschuß fündig. Dort sitzt für die SPD der ehemalige Juso-Vorsitzende Uwe Parpart, beruflich der Landeszentrale für politische Bildung. Die Rahmenbedingungen für Parpart sind hervorragend. Denn erstens kommt er aus Bremerhaven und zweitens kennt er sich mit Offenen Kanälen bestens aus, da er ja im Landesrundfunkausschuß die Diskussion maßgeblich mitgeführt hat. Wo sich so eines zum anderen fügt, ist es natürlich nur allzu naheliegend, daß Schneider den selbstgewählten Bewerber für den Posten vorschlägt. Doch nicht alleine ihn: Zwei weitere Bewerber, nicht ganz so ideal, aber immerhin, könnte der Landesrundfunk

ausschuß am 23. Mai wählen. Eine Frau ist vorsichtshalber nicht dabei, denn wenn Schneider einer gleiche Qualifikation bescheinigt hätte, wäre Parpart außen vor geblieben.

Eine potentiellem Personalfilz evidente Eigenschaft ist, daß Betroffene selbstverständlich nichts davon wissen wollen. „Ich habe einen Startvorteil“, gibt Uwe Parpart unumwunden zu, meint damit aber nicht sein Parteibuch, sondern die langjährige Beschäftigung mit Offenen Kanälen und seine Erfahrung im Organisatorischen. Aus seiner bisherigen Arbeit könne schließlich jeder sehen, „daß ich nie die SPD-Linie durchgezogen habe.“ Und auch ein Offener Kanal, sagt Parpart, dürfe auf keinen Fall parteilich sein. Sein Fazit: „Ich bin für eine Filzkampagne völlig ungeeignet.“ Na gut. Wenn das so ist, hören wir jetzt sofort damit auf.

Rosi Roland