KOTZBROCKEN

■ Der tägliche Nahkampf einer Katzenhalterin

Cora öffnet die Tür, läuft den Korridor entlang, der immer viel zu lang ist für die vielen Vergeßlichkeiten des Tages, aber was hilft das jetzt.

Der Kater spingt hinter ihr her, springt ihr zwischen die Beine, sie schüttelt ihn ab, bitte, laß mich in Ruh‘. Als ob sie nicht wüßte, daß er das Fressen wollte, damit er es auskotzen konnte, ihr vor die Tür. Der Kater kotzte Eva -Sehnsucht vor ihre Tür, Eva-komm-aus-Kalifornien-zurück. Er schleicht ihr erneut um die Beine, als sie die Blumen aus der Glasvase nimmt, die Vase dann in der Spüle abstellt und die Blumen in den Mülleimer stopft. Sie stößt sich an der Waschmaschine, an der sie sich täglich stößt, weil, viel zu breit für die schmale Küche, sie den Weg zum Mülleimer verstellt.

Vor allem um Bettwäsche zu färben, erklärte Eva und zwängte die Maschine zwischen Spüle und Herd. Und Cora dachte: Ist er noch immer nicht überwunden, der Protest gegen das Weißmacherdeutschland, mit Pink, Violett und Türkis. Jetzt steht sie da aufdringlich und unumgänglich und gibt einen Grund weniger, aus der Wohnung zu gehn.

Der Kater springt auf die Waschmaschine, springt in die Regale und über den Herd, und als sie ihn anschreit, macht er einen Satz, stößt gegen den Topf mit der Suppe, die umkippt und sich über die Waschmaschine ergießt (richtig so. sezza). Da streckt sie beide Arme zur Decke, tritt ihn und schreit erneut, und als er mit einem Satz aus der Tür ist, steht sie da mit Blumendreck an den Fingern, und die Kartoffelsuppe tropft ihr ans Bein.

Sie greift nach dem Schwamm und tunkt ihn in die Suppe und saugt die Flüssigkeit nach und nach auf. Der Kater, der in die Küche zurückkommt, springt ihr auf den Rücken und bohrt ihr seine Krallen ins Fleisch. Verfluchtes Vieh, dreht sie sich um auf dem Absatz, der Kater hängt lange, bis er sich zum Absprung entschließt. Sie spült den Lumpen, wringt ihn aus über dem Becken, greit nach der Kitekatbüchse, setzt den Büchsenöffner an ihren Rand. Da hüpft der Kater den Katertanz rund um die Dose, so daß sie den Öffner nicht einsenken kann. Die Dose auf den Knien, drückt sie den Haken über den weichen Metallrand, vor lauter Rost schneidet er nicht. Da bohrt sie ihn Loch für Loch entlang an der kleinen Falzung und stanzt so den zackigen Deckel heraus.

Bräunliche, übelriechende Soße quillt aus der Öffnung. Mit einem Messer hebt sie den Deckel an. Der Kater geht ihr erneut um die Beine, jault und wimmert und geht wie in Trance. Sie will ihm den Brei in sein Schälchen kippen, da hat er den Kopf drin, sie kommt nicht ran. So muß sie ihn erneut in die Seite stoßen, damit er sie an die Schale läßt. Dann gießt sie ein, und er fährt wieder dazwischen, und sie gießt ihm den Inhalt über den Kopf. Er zieht sich zurück und schüttelt die Brocken in alle Richtungen, so daß sie wieder zu wischen hat. Dafür wird dann der Lumpen stinken, und sie wird ihn auswaschen und die Badewanne desinfizieren .

Sie stellt die Kitekatbüchse zurück. Nicht in den Kühlschrank, ruft Eva aus dem Heißwasserbecken am Pazifik, ist doch für den Kater zu kalt. Coras Hand zuckt zurück aus der Öffnung, sucht nach der Alufolie, reißt ein Stückchen davon ab. Nachdem sie sie um den Deckel gepreßt hat, stellt sie die Büchse zurück ins Regal. Cora wäscht sich die Hände, hält sie kurz über die Augen, kühlt sich die Wangen und seufzt.

Michaela Ott