Wasserstandsmeldung: Bis zum Hals

Der DTSB hat Zoff mit der Sportministerin, die am Geldhahn dreht / Gibt es genug Rettungsringe??  ■  HAGEN BOSSDORFS KOLUMNE

Dem DTSB der DDR steht das Wasser bis zum Hals. Kurz bevor die Westflut kommt. Die ehemals sozialistische Sportorganisation war allgegenwärtig und allmächtig im ehemaligen Sportland DDR. Kein Auslandsstart der Stars, keine neue Trainingshalle, keine Kugel für den Kegelverein ohne ihr Wohlwollen. Der Sportbund versuchte sich zu wenden. Personell mit neuem Präsidenten und in der Konzeption durch die Gleichstellung aller Sportarten und den sportpolitischen Gleichschritt mit der CDU-Regierungserklärung.

Dem DTSB steht das Wasser trotzdem bis zum Hals, weil eine Sportministern den Wasserhahn an-, aber den Geldhahn abdrehen will. Aus dem Deutschen Turn-und-Sport-Bund machte sie kurzerhand eine Dogmatisch-Totalitäre-Sport-Bande, die wegzuspülen sei. Undemokratisch und keinesfalls gemeinnützig sei der Bund und damit jeder großdeutschen Existenzberechtigung beraubt.

Nicht nur der aufgeblasene Funktionärsapparat, die ganze Millionenorganisation soll den Bach hinunter rasen. Frau Schubert hingegen scheint mit aufgeblähtem Segel und Rückenwind von einer Erfolgswoge getragen. Doch das Steuer halten andere, die auch den Kurs bestimmen. Eine DDR -Ministerin gehört höchstens zu den ausführenden Matrosen.

Wenn der DTSB den Wasserstand senken will, muß er nicht Frau Schubert umstimmen. Die Probleme sind mit den gutgekleideten jungen Männer mit westlichem After Shave zu klären. Sie sind es auch, die auf den Pressekonferenzen des Sportministeriums die konrekten Sachfragen detailliert beantworten.

Alles andere als die Hinrichtung des DTSB wäre glatte Befehlsverweigerung. Das Strickmuster haben auch die Gewerkschafter schon kennengelernt: zwei rechts, zwei rechts und links fallenlassen. Es ist eben das Recht der Sieger, die Bedingungen der Kapitulation zu diktieren.

Denn es bestand und besteht hoffentlich noch die Gefahr, daß sich der DTSB mausert und zum Interessenvertreter der Sportler dieses Landes wird. Die Förderung jugendlicher Talente in den Sportschulen, die Beschäftigung von Kreissportlehrern mit Familiensportangeboten, der Verbleib übergreifender Sportzentren für Leistungssportler - das hätten ja Dinge sein können, die ein DTSB in den gesamtdeutschen Sport einbringen würde.

Aber das DDR-Sport-Rudel soll geschlossen auf die Westwiese trotten und von den dortigen Hirten verwaltet werden. Oder die Kommunen sollen sich um Vereine kümmern. Aber gerade die haben in der DDR jetzt andere Probleme.

Dem DTSB steht das Wasser bis zum Hals, aber der Wind kommt erst auf und mit ihm die Wellen. Hoffentlich haben wir genügend Rettungsringe eingepackt.