Schiedsrichter im Größen- und 7-Meter-Wahn

■ Die Erstliga-Handballerinnen von Tempelhof-Mariendorf besiegten das Notteam von GutsMuths 23:18

Tempelhof (taz) - Die Handball-Frauen von Bundesligaaufsteiger TSV Tempelhof-Mariendorf können das Hochhangeln nicht mehr lassen: Schwungvoll gebärden sie sich noch am Saisonende und besonders gerne gegen den ungeliebten Ortsrivalen TSV GutsMuths. Doch was zwischenzeitlich wie ein Debakel für die Altmeisterinnen aussah, blieb mit dem 23:18 -Sieg des TSV letztlich doch noch im Rahmen.

„Unsere taktische Einstellung stimmte. Was wir planten, wurde umgesetzt, und die Abwehr stand sicher. Erst mit den Männern, jetzt mit den Frauen Berliner Meister, dazu Platz drei in der Ersten Liga - was will man mehr“, bilanzierte der scheidende TM-Trainer Frank.

Bedeutet dieses Resumee die Wachablösung im Berliner Frauenhandball? Sicher ist nichts, denn der Newcomer muß seine guten Plazierungen in der neuen Saison bestätigen. Denn, man denke daran, bei GutsMuths pausiert die Seele inform der verletzten Sabine Erbs. Auch Gabi Hoppe fehlt Trainer Fahrenwald an allen Ecken und Enden, und Sabine Pätznik spielt nach Krankheit nur mit halber Kraft. So mangelte es an drei Rückraumspielerinnen - welcher Coach will das kompensieren? Die 600 Zuschauer waren deshalb auch kaum verwundern, daß Sekulic & Co. auf eigenem Parkett von der häufig praktizierten Taktik - erst in Rückstand geraten, dann die Chose umbiegen - abwich und schnell das Heft in die Hand nahm. Über 2:0 und 4:2 zog der knapp an der IHF -Teilnahme vorbeigeschlitterte Aufsteiger nach einer Viertelstunde auf 8:2 davon, führte dann 11:4, um vor der Pause noch drei Treffer der Moabiterinnen zu kassieren. Als die TM-Frauen nach dem Wechsel ihren Vorsprung auf 19:10 ausbauten, wehrten sich GutsMuths-Frauen ein letztes Mal.

Zugegeben, alle Derbys der Welt haben eine besondere Brisanz, da macht das geschilderte keine Ausnahme. So wird verständlich, daß Sabine Erbs beim Hinspiel ihre überfällige Bänderrißoperation extra hinauszögern wollte, um es den Neulingen mal so richtig zu zeigen.

Daß dieses anfangs gutklassige Match schließlich den Spielfluß und somit an Niveau verlor, geht klar auf die Kappen der hektisch rumpfeifenden Schiris, die insgesamt zwölf Zeitstrafen und einen Feldverweis aussprachen, um dann auf den Siebenmeter-Trip zu kommen. Um ein Haar wären sogar die beiden Coaches aneinandergeraten, als GutsMuths Torwarttrainer Schröter wegen eines Kommentars die Gelbe Karte sah - zu einem Zeitpunkt, wo alles längst gelaufen war.

Gerhard Munzke