...da hat es puff gemacht

■ Der VfL Bochum muß die Relegationsspiele bestreiten

Direkt nach dem Abpfiff konnte man ein sehr seltsames Geräusch hören. Mit einem Puffen war das Spiel in sich zusammengefallen. Die 20.000 Zuschauer im Ruhrstadion jubelten nicht auf, sie pfiffen nicht, sie blieben nicht gelähmt auf ihren Plätzen. Sie drehten sich einfach um und gingen nach Hause.

Das behauptete Schicksalsspiel war keinen Kommentar mehr wert, es hatte sich als überflüssig erwiesen. Das Erwartete war eingetreten, der VfL muß in die Relegationsspiele, um den Klassenerhalt zu sichern.

Dabei spielte der VfL so gut wie lange nicht mehr. Nicht nur die vermeintlichen Kardinaltugenden dieser Mannschaft: Kampfkraft und Einsatzwille waren zu sehen. In der ersten Halbzeit bestätigte das Team eine schon belächelte Behauptung ihres Trainers Reinhard Saftig: „Ich bleibe auch in dieser Situation dabei, daß wir uns im Vergleich zum Vorjahr spielerisch verbessert haben. Herausragend war dabei vor allem Josef Nehl, der, überraschenderweise als Stürmer eingesetzt, sein bestes Saisonspiel machte.

Weil auch der KSC durchaus entschlossen mitspielte, waren besonders die ersten 45 Minuten einfach gut. In der zweiten Halbzeit warten dann alle darauf, daß sich da hinten in Krefeld die von Uerdingen oder Gladbach doch noch zu einem Tor durchringen würden um dem Spiel im Ruhrstadion irgendeinen Sinn zu geben. Aber der Sinn entwich statt dessen mehr und mehr - bis zu diesem Puffen.

Wenn dieses Spiel für den VfL überhaupt zu etwas nutzte, dann, um Beweismaterial zu liefern. „Wenn die so in die Relegation gehen und die angeschlagenen Spieler wieder fit sind gibt's gar keine Probleme.“ Hermann Gerland, Coach in Bochum und demnächst Jugendtrainer bei Bayern München, hielt auf der Tribüne hof und munterte seine ehemaligen Schützlige auf: Ein Klaps für den Torschützen Rzehaczek und ein beißendes Lob - „Das war heute immerhin schon die Hälfte von dem was du kannst.“

Auch abseits von Hermann Gerland war die Stimmung erstaunlich gelöst. Die 90 Minuten gegen Karlsruhe hatten gezeigt, daß der VfL Bochum zu gut für die zweite Liga ist.

Verblüffend war das alles auch, weil man im Laufe der Woche vor dem Spiel den Eindruck gewinnen konnte, daß in Bochum schon mental die zweite Liga eingezogen war. So hatten sich vermeintlich Spieler und Manager für den Auftritt des Trainers im Aktuellen Sportstudio nach der Niederlage in Homburg „geschämt„; Grund: nicht deprimiert genug. Der Vereinsarzt hatte Saftig falsche Trainigsmethoden vorgeworfen, und dann war alles wieder abgebogen und dementiert worden.

Das Zuckerl aller Possen war das Vorwort in der Stadionzeitschrift, in dem sich der dritte Vorsitzende des Vereins äußerte, ein lokaler Großbäcker. Der salbaderte dort etwas von „den Leuten, die dafür verantwortlich sind, daß wir in so einer schrecklichen Situation sind“. Dann ging ihm das aber doch zu weit, was ihm der Ghostwriter da untergejubelt hatte und die Stadionszeitung wurde ersatzlos eingestampft. Wer mault da über das eiskalte Bundesligageschäft, wo's doch so oft noch liebenswerte Provinzschwänke liefert.

Christoph Biermann

BOCHUM: Wessels - Kempe - Oswald, Reekers - Nehl, Heinemann, Ridder, Rzehaczek (76. Ostermann), Wegmann - Leifeld (70. Hubner), Legat

KARLSRUHE: Famulla - Bogdan - Süss, Kreuzer - Metz, Schmidt, Harforth, Bany, Schütterle - Carl (71. Glesius), Hermann