Tele 5 will Investitionsniveau anheben

■ Ein „trendiges“ Programm „in Citynähe“ für die „junge Familie“

Der Münchner Privatsender Tele 5 will in den kommenden drei Jahren das gleiche Investitionsniveau wie Sat 1 und RTL plus erreichen. Wie Herbert Kloiber, der über seine Firma Tele -München mit 45 Prozent an dem Privatkanal beteiligt ist, bei einem Pressegespräch in München sagte, erwarte er von den Tele-5-Gesellschaftern, die an diesem Mittwoch tagen, eine „Weichenstellung“ bis 1993. Kloiber rechnet mit einem Drei-Stufenplan: die sofortige Erhöhung des Bruttobudgets auf 200, dann auf 320, zuletzt auf 400 Millionen D-Mark jährlich.

Der italienische Medienunternehmer Silvio Berlusconi, mit 21 Prozent an Tele 5 beteiligt, hat sich laut Kloiber bereits damit einverstanden erklärt, das Programm „in einer gewissen Behutsamkeit“ fortzuentwickeln.

Ungewiß scheint noch, wie das neue Tele-5-Programm aussehen soll. Fest steht indes, daß man die Zielgruppe der 20- bis 30jährigen beibehalten will. Das Programm will, so Kloiber, „trendig“ sein und „in Citynähe“ angesiedelt. Unter den Spielfilmen pflege man nun ein gehobenes Angebot europäischer Regisseure, wie sie die hauseigene Verleihfirma Concorde im Angebot habe. Insgesamt solle das Spielfilmangebot wesentlich geringer sein als auf anderen Kanälen. Man setze auf Live-Sendungen, speziell auf Programme für die „junge Familie“, besonders am Nachmittag.

Im Nachrichtenbereich mit anderen Sendern konkurrieren zu wollen sei „Selbstmord“, sagte Kloiber. Ein nationales Nachrichtensystem mit Auslandsfilmen käme auf zusätzlich 30 Millionen Mark. Kloiber beklagte, daß Tele 5 als „unabhängiger Sender“ in den deutschen Tageszeitungen bisher „vernachlässigt“ worden sei. Immerhin habe man bereits in der Vergangenheit respektable Aktivitäten wie die Übertragung der deutsch-deutschen Gespräche in den Münchner Kammerspielen gewagt.

Entgegen früheren Prognosen sieht Kloiber jetzt gute Chancen für drei bis vier private Kabelprogramme und den „verspäteten Vollstart“ von Tele 5. Man sitze „ganz gemütlich“ auf den bisher investierten 150 Millionen Mark, wohl wissend, daß das ganze „Rennen im kommerziellen Fernsehen „kein Hundert-Meter-Lauf“ sei. Mit der Schwesterfirma RTL (die CLT hält 25 Prozent des Tele-5 -Kapitals) habe man sich „sehr nachhaltig“ darauf geeinigt, daß man sich keine Konfrontation leisten wolle.

Statt dessen liefert man sich beim Kampf um freiwerdende terrestrische Frequenzen harte Kämpfe mit Sat 1 und Pro 7. Allein in Rheinland-Pfalz, wo Pro 7 die Zweitfrequenz erhalten soll, habe man nicht weniger als drei Klagen gegen diesen Sender eingereicht. Das Ansinnen der Landesregierung widerspreche dem „Südschienenstaatsvertrag“. Außerdem habe es keine Anhörung der Anbieter gegeben, Kirch werde eine Monopolstellung zuerkannt.

Andernorts ist man da erfolgreicher. In Dortmund hofft man auf den „Aufstieg in die Bundesliga“ bei der dortigen Frequenzvergabe, und auch in Baden-Württemberg und Hamburg macht man sich Hoffnung.

Hart ging Kloiber mit der Bundespost ins Gericht. Statt kommerzielle Sender mit einem Sockelprogramm aus den Kabelgebühren zu finanzieren, stelle die Bundespost, so der Münchner Filmkaufmann, ständig überhöhte Forderungen. Die reinen Distributionkosten für Tele 5 beliefen sich derzeit auf knapp 20 Millionen Mark. Es sei an der Zeit, private Gesellschaften mit der Verlegung und Vergabe der Kabel zu betrauen. Wie das Beispiel USA zeige, sei Kabel ein Geschäft „von langer und gesunder Dauer“ und kein Bereich, welcher der Subventionierung bedürfe.

(epd)